Lektüren „bilden“
Autor | Boesken/Schaffers (Hg.) |
Verlag | LIT |
ISBN | 978-3-643-11216-3 |
Welch Quelle eine Festschrift sein kann (hier für Prof. Erich Schön zur Emeritierung)! Gerade Weiterbildner sollten sich vertiefen, ggf. auch in ausgewählte der Beiträge – lautet der Untertitel doch „Lesen – Bildung – Vermittlung“. Und ums Vermitteln (von Fähigkeiten und Fertigkeiten – resp. Tools dafür) geht es ja bei Erwachsenenbildung … Erschienen ist der Band in der Reihe „Leseforschung“: „Die Beiträge … befassen sich mit Lesen als Passion, Metapher und Handlungsorientierung sowie mit Lektüren, persönlichen und auch solchen literarischer Figuren. Unter linguistischer, historischer, kultureller und systematischer Perspektive werden im zweiten Teil die Felder Bildung und Kompetenz diskutiert. Der dritte Teil des Bandes widmet sich Fragen im Kontakt von Lesen und Vermittlung in und über Literatur.“ (U4) Da ist er wieder, der Kompetenz-Begriff, der die letzten Jahre vermehrt durch die Sphären der Weiterbildung gleitet! Und „Handlungsorientierung“ ist noch viel älter, als relevante Begrifflichkeit. Auch in der Literatur, siehe die Bibel – und offenbar schon ab dem 18. Jahrhundert in säkularisierten Werken (S. 76f.). Lektüren (auch zu Sach- und Fach-Themen!) wirken zudem über das reine Wissen hinaus, also abrufbarem Gelesenen: Unser Gehirn verknüpft passend, wie uns die Hirnforschung sagt! „Und wir, die wir im Laufe eines langen Leserlebens sehr viele Bücher verschlungen haben und verschlingen, dürfen getrost auch deren Inhalte vergessen.“ (S. 111) Auf Leser-Biografien wird vielfach Bezug genommen: Diese als Basis für Einblicke und Analysen in die Literaturforschung eingebracht zu haben, ist eines der Verdienste des Geehrten. Woran erinnert Sie das? Bildungs-Biografien, die inzwischen weit über Zeugnisse hinaus festgehalten werden, siehe Profil-Pass [&] Co.! Herausfordernd auch für Trainer und Berater, entsprechend Ausbildenden: „Weniger der Deutschunterricht als die Untersuchung der Lehrkräfte im Fach Deutsch stellt daher das eigentliche Desiderat der Forschung dar.“ (S. 145) Der Blick über den Tellerrand wird auch hier gefordert (und damit gefördert), etwa hin zum Japanischen: „Die Erziehung zur Literalität selber begann mit dem Schreiben-Lernen des Japanischen, also der beiden Silbenschriften, während das Lesen selbst nicht unterrichtet wurde.“ (S. 210) Interessanter Ansatz auch für Weiterbildung generell? Auch hier wieder: Anwenden … Arbeiten Sie mit der Metapher der Heldenreise? Dieses Handlungs-Bild kommt natürlich ursprünglich aus der Literatur, siehe in diesem Band „5 Archetypen in Heldengeschichten“ (S. 244ff.), am Beispiel des Mehrteilers „Eragon“: Der Mentor – Schwellenhüter – Gestaltwandler – Schatten – der Held selbst. Und übrigens gibt es auch Literatur rund um „Anti-Helden“, entsprechend dem „Kopfstand-Vorgehen“ in Trainings und Coachings … Konkreter zu Lese-Biografien z.B. das Kapitel „Zur Emotionalität des Lesens“, siehe S. 285: „Das empirisch Material der Pilotstudie zum Thema „Wirkung der Lektüre von fiktionaler Literatur“ bilden 109 Lektüreautobiografien von Leserinnen und Lesern … Bereits vor einer konkreten Lesehandlung … erwarten potenzielle Leser bestimmte Wirkungsrichtungen, indem sie Texten informatorische, unterhaltende, aus- und weiterbildende und ästhetische Funktionen zuweisen.“ Voila – auch Ihre Teilnehmenden in Weiterbildungs-Maßnahmen tun genau das! Lassen Sie sich also anregen …