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Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman

Autor Laurence Sterne
Verlag Galiani
ISBN 978-3-86971-168-3

„Der witzigste, bizarrste und komischste Roman aller Zeiten, der Ur-Roman der Moderne in Michael Walters kongenialer Übertragung.“ Einer von nur zwei Romanen, die der Autor überhaupt veröffentlicht hat …

Das Werk
9 Bände, die fast ein Jahrhundert umfassen (1689-1766) – und weit über das Leben der eigentlichen Hauptperson hinaus weitere Figuren umfassen. Und so Einblick geben in die Gesellschaft primär des 18. Jahrhunderts. Schon damals hatte sich der Protagonist in seinem Sein und Tun quasi „überlebt“, scheint dieses Zitat zu belegen: „»Wo ist der Mann von Verstand und Geschmack, dessen Seele einen Sinn für die Launen des Genies, für Witz und Ironie, für attisches, britisches, Cervantisches, Rabelais’sches, und (was feiner und pikanter ist als alle vier übrigen Arten) für Yoricksches Salz hat; wo ist, sag ich, ein solcher Mann, in dessen Händen Tristram Shandy nicht schon wäre, der nicht lieber alle seine übrigen Bücher, und seinen Mantel und Kragen im Notfall dazu, verkaufen wollte, um dieses in seiner Art einzige, dieses mit allen seines Verfassers Wunderlichkeiten und Unarten dennoch unschätzbare Buch anzuschaffen, von Stund an zu seinem Leibbuch zu machen, und solange darin zu lesen, bis alle Seiten davon so abgegriffen und abgenutzt sind, dass er sich – zum größten Vergnügen des Verlegers – ein neues anschaffen muss?«, fragte Christoph Martin Wieland im 18. Jahrhundert.“ Ein Literat als Kritiker …

Die Einordnung
Verschiedene Handlungsstränge und Zeitebenen wechseln einander ab, die französische Klassik gerät in Widerstreit mit Industrialisierung, Frivoles poppt auf und wechselt mit Familiärem: Wieviel Sterne steckt das mit drin, ließe sich fragen. Wieland fortsetzend, den Leser fokussierend: „Und wir können heute unverändert dasselbe fragen: Ja, wo wäre er [dieser Leser]? Aber vor allem: Was hätte er die letzten Jahre gemacht, wenn er nicht so glänzend Englisch kann, dass er die genialisch-kniffligen Feinheiten und hochverzwickten Zweideutigkeiten des Originals versteht? Denn die einzig wirklich adäquate, die wahrhaft kongeniale Übersetzung dieses Ur-Buchs der komischen Literatur war jahrelang nicht lieferbar.“ Voila – jetzt gibt es sie endlich wieder, begleitet übrigens durch Audio-Veröffentlichung: Der Bayerische Rundfunk hat sie als neunteiliges Hörspiel gesendet, im Hörverlag erschien eine neunbändige Höredition. Also „brav“ angelehnt an die 9 Bände, die in dieser Edition in einem dicken Band erschienen sind, mit an die 750 Seiten plus Anhang (Anmerkungen des Übersetzers etc.). Plus einem Nachwort: „Laurence Sterne, Tristram in Deutschland und das Geheimnis der „Marbled Page““ (S. 829ff.). In der Sprache findet Leser durchaus den Duktus damaliger Zeit wieder, um vergnügt diesen „witzigsten, schlüpfrigsten und komischsten Roman aller Zeit“ zu genießen, wie es auf der Buch-Bauchbinde heißt, abweichend vom einleitenden Zitat  … HPR

Hanspeter Reiter