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Leaks aus dem Lehrerzimmer

Autor Kata Strofe
Verlag Schwarzkopf
ISBN 978-3-862-65828-2

„Mein Jahr als Lehrerin an der Grundschule des Grauens“ erläutert die unter Pseudonym schreibende Autorin – was offenbar (und naturgemäß) auch für die „Kaspar-Hauser-Grundschule“ in Berlin gilt. (Eine solche gibt es wohl, allerdings in Überlingen, als Privatschule – resp. eine Stiftung dieses Namens in Berlin, ohne Schule.)

Oh Mann…
… oder in dem Fall „oh Frau“ lässt sich kurz zusammen fassend, was alles schief läuft an dieser Schule. Wobei die Autorin durchaus versucht, funktionierende/eher positive Ansätze mit in den Blick zu nehmen… Natürlich bleibt sie anonym, denn: »Die Geheimhaltungsklausel in meinem Arbeitsvertrag sagt, ich darf dieses Buch nicht schreiben. Mein Gewissen sagt, ich muss dieses Buch schreiben.« Katha Strofe, Lehrerin Leider nicht bloß Kinderkacke: Ein schwarzhumoriger Brennpunkt-Bericht aus dem Inneren einer gescheiterten Berliner Schule. Lernen Sie, wenn schon die Kinder nichts lernen, wie man Problemschüler-Poker spielt, warum Lehrer und Schüler in der Schule die Mitarbeit verweigern, was Niveau-Limbo bedeutet, wie Rassismus in Kinderschuhen aussieht, weshalb Quereinsteiger schnell wieder gradlinig aussteigen, und wie die Politik durch beeindruckend schlechte Entscheidungen die Abwärtsspirale des Bildungssystems noch zusätzlich antreibt.“ Auch bezüglich ihres Lehramts-Studiums hat sie (wohl berechtigte) Anmerkungen zu machen, siehe Kapitel 9 „Einbildung statt Ausbildung“ S. 157ff. Und wie sehr Tunnelblick entstehen kann, auch bei einem selbst und der eigenen Rolle „vs.“ Eltern bietet abschließend die 10 „Opis Weltbild“ (S. 175ff.).

Chancen und Risiken
… sind offenbar (derzeit) gerade in diesem Beruf „Lehrer“ ziemlich ungünstig verteilt: „Nachdem die selbstbewusste Lehrerin Katha Strofe an einer Oberschule mit Wachschutz gearbeitet hat, glaubt sie mit allen Wassern gewaschen zu sein. Doch an der Kaspar-Hauser-Grundschule wird sie von ihrem hohen Ross direkt in ein Haifischbecken befördert. Hilflosigkeit und Wut über die miserablen Zustände an dieser (Ein-)Bildungseinrichtung haben sie zu einer tragisch-komischen Tatsachenschilderung bewegt, die kein Auge trocken lässt.“ So gesehen, lässt sich die Situation zumindest einige Zeit lang (nur?) mit Humor ertragen… Etwa die Waage zwischen empathischer Pädagogik und „Zucht und Ordnung“, mit der eine der Kolleginnen dort ihre Klasse im Griff behält, jedoch … Hier noch die anderen Kapitel-Überschriften zum „Reinschmecken“: 1 Frischer Wind mit Zimt und Zucker (von der benachbarten Keks-Fabrik) – 2 Himmel und Hölle – 3 Mit dem Teufel auf der Toilette – 4 Unterricht auf Leben und Tod – 5 Wandern und Wundern – 6 Im Regen stehen – 7 Stinkender Fischkopf zu Weihnachten (u.a. zum vergesslichen und führungsaversen Schuld-Direktor) – 8 Problemschüler-Poker… die dann eben „hinten runter fallen“, wie übrigens auch jene, die mitarbeiten und mitkommen – jedoch eher gelangweilt sind. Die Autorin übrigens hat dann den Absprung geschafft, den das Kern-Team der Schule unterlässt, den schwierigen Schülern besonders zugeneigt und damit die schlimme Situation ignorierend: Change sieht dennoch anders aus… Wichtige Lektüre, sich die schwierige Lehrer-Lage mal bewusst(er) zu machen. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter