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Leadership statt Management: Führung durch Kommunikation:

Autor Ralf Hering, Bernd Schuppener, und Nina Schuppener
Verlag sonstige
Seiten 145 Seiten
ISBN 978-3-258-07567-9
Preis 32,00

Eindringlich und mit zahlreichen Zitaten aus Pressemitteilungen und anderen Quellen plädiert das Autoren- und Beratertrio dafür, wertebasiert Unternehmen zu führen und wertebasiert in Unternehmen zu kommunizieren. Die Eindringlichkeit teilt sich vorwiegend in Appellen und Imperativen mit, typischerweise eingeführt mittels Zitaten von „Autoritäten“ aus der Wirtschaft, zuweilen auch aus der Wissenschaft; der Duktus ist eher apodiktisch und dekretorisch als analysierend und sich auf Grundlegendes beziehend. Die Conditio prima, die Bedingung der Möglichkeit wird nicht befragt, sondern davon ausgegangen, dass jede Führungsperson in ihrem Erscheinen und Wirken in einer bestimmten: von den Autoren präferierten Weise führen sollte und kann. Angesprochen werden „Führungskräfte“, offenbar sämtlicher Ebenen in einem Unternehmen. Das ist durchaus konsequent; denn jede Führungsperson kann wählen, inwiefern sie ihr Wirken auf Werte gründet.

Die Fürsprache verbindet den Wertebegriff sowohl aus ökonomischer als auch aus ethischer bzw. moralischer Sphäre. Letzterer wird konkretisiert nicht zuletzt mit Hilfe des Bezugs auf exemplarische Werte („6 Kernwerte“), die von der Wertekommission der Initiative Werte Bewusste Führung e.V. vorgeschlagen werden: Nachhaltigkeit, Integrität, Vertrauen, Verantwortung, Mut und Respekt. Diese – und später noch daraus abgeleitete oder mit diesen Kernwerten verwobene und verwandte – Werte werden näher ausbuchstabiert, um sie in praxi zur Wirkung kommen zu lassen.

Der Haupttitel des Buches polarisiert durch das Wörtchen „statt“ – worüber man trefflich debattieren kann; der Untertitel „Führen durch Kommunikation“ verweist auf den Akzent, den die Autoren legen. Und genau hier liegt die Quelle zumindest eines Missverständnisses, wenn nicht der Gedankenführung. Denn ähnlich dem Menschen, der ausschließlich über einen Hammer verfügt und daher überall nur Nägel sieht, lautet die Botschaft: Wenn Führungspersonen „richtig“ und „gut“ (so die Autoren) kommunizieren, dann „lösen“ sich grundsätzlich alle Probleme. Zuweilen entsteht der Eindruck, ein Führungsethos gerinne zur bloßen Attitüde, der gemäß es darauf ankomme, wie eine Führungskraft als moralisch integer und „authentisch“ erscheinen könne – eben dank der passenden Art und Weise des Kommunizierens. Dieser Schwerpunkt teilt sich augenscheinlich darin mit, dass sich die Autoren äußerst ausführlich der Frage widmen, was Führungskräfte beachten sollten, wenn sie „gut“ und wirkungsvoll kommunizieren wollen – nach Möglichkeit im Rahmen des von den Autoren vertretenen Ethos. Kurz gesprochen: Sie geben eine Art Schnellkurs in puncto Grundlagen des Kommunizierens (verbal, nonverbal; Körpersprache, Stimme etc.), wobei sie bemerkenswerter Weise Kommunikationsprozesse verkürzen auf das Scheinen, das Beobachtbare:  „…. Nur jenes Verhalten, das sich an andere richtet, ist zugleich Kommunikation.“ (S. 58); dabei gilt: „Die Führungskraft wird also zum Storyteller, zum Erklärer von Erzählstücken.“ (72) – Nun ja, eine kritische Würdigung sprengte den Rahmen dieser Besprechung; deshalb sei nur darauf hingewiesen, dass diese Hauptrolle von Führungspersonen nicht einmal den Anspruch wird einlösen können, nachvollziehbar Werte zu transportieren, von denen beabsichtigt ist, dass andere, die Rezipienten, ihnen folgen oder sie gar internalisieren. Dazu bedarf es zusätzlicher Anstrengungen, die über das Geschichtenerzählen hinausgehen. Übrigens gilt dies auch für den Anspruch, „Leadership“ zu realisieren, geschweige denn, Leadership zu ersetzen durch Management, und Kommunikation als Allheilmittel zu nutzen – so bedeutsam und wirksam kommunikative Aspekte sind.

Die Ausführungen bieten unter Anknüpfung an aktuelle Kritik an Unternehmensführende einen Eindruck von der Dringlichkeit, Ethos und Kommunikation zum Wohl von Unternehme wie Mitgliedern zu verweben bzw. moralische Kategorien und Prinzipien in Kommunikation zur Entfaltung zu bringen. Wer zudem erinnert werden möchte an das, was er in kommunikativen Prozessen beachten sollte oder kann, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das die von ihm erwünschten Wirkungen eintreten, wird in den Ausführungen fündig.

Dr. Regina Mahlmann
www.dr-mahlmann.de
info@dr-mahlmann.de
 

Dr. Regina Mahlmann