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Krumme Type, krumme Type

Autor Tom Franklin
Verlag Pulp Master
ISBN 978-3-927-73499-9

Ist es zu glauben, dass Pulp Fiction auch mal eine Art happy-ending verträgt? Diesen Spoiler erlaube ich mir einfach mal  – noch dazu, weil es in dieser Story (auch) um Fahrzeuge geht, jedenfalls für einige der Protagonisten.

Begegnungen der dritten Art
…kann es durchaus auch geben, ohne gleich X-Akten zu öffnen. Die passiert jedenfalls zwei im Grunde ziemlich urigen Typen, der eine Außenseiter durch Vorgeschichte, der andere durch seine Hautfarbe. Auf 400 Seiten breitet der Autor eine Fülle an Vorurteilen aus, die den Leser (hoffentlich) reflektieren lässt – die eigenen nämlich! Doch zunächst zur Story: „Als die neunzehnjährige Tina Rutherford verschwindet, ist jedem in Chabot, Mississippi klar, wer dafür verantwortlich ist. Denn 25 Jahre zuvor war schon die junge Cindy Walker nach einem Date mit dem Nachbarssohn Larry Ott spurlos verschwunden. Für das Verbrechen konnte Larry aus Mangel an Beweisen nie verurteilt werden, wurde aber fortan gemieden und lebte in ritualisierter Einsamkeit. Erneut unter Verdacht, ist sein Haus vermehrt Ziel betrunkener Rednecks; er wird angeschossen und der junge schwarze Constable Silas Jones mit den lästigen Ermittlungen betraut – eine gemeinsame Vergangenheit und ein dunkles Geheimnis verbinden ihn mit Larry.“ Eben die früheren Begegnungen, bevor sie einander aus den Augen verloren haben. Nach und nach deckt Silas Hintergründe auf, die ihn selbst betreffen – und Larry. Sein (schlechtes?) Gewissen motiviert ihn immer wieder, Grenzen auszuloten, um so dem scheinbar Schuldigen aus der Patsche zu helfen. Dabei holt sie ihn ein, die eigene Vergangenheit, die auch die von Larry ist. Nun, „schon Faulkner wusste, dass sich die Vergangenheit nicht beerdigen lässt, und in Franklins Südstaaten-Roman um Freundschaft, Verrat und Alltagsrassismus brechen alte Wunden auf und offenbaren, dass man, getrieben von Furcht und Feigheit, schlimme Fehler begehen kann.“ Wer es schafft, diese zu bekennen, sich der Wahrheit zu stellen, kann sie vielleicht „aus der Welt schaffen“… Durchaus „schwarz“, diese Geschichte, in vielerlei Hinsicht. Und dass dabei der Schwarze dem Weißen hilft, auch ein Signal – gerade in Zeiten wie diesen, siehe verstärkter Rassismus in den USA: Lesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter