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Was kostet ein Lächeln?

Autor Ulrich Schnabel
Verlag Blessing
ISBN 978-3-89667-492-0

„Von der Macht der Emotionen in unserer Gesellschaft“ zu berichten und dieses Thema zu diskutieren, hat sich der Autor vorgenommen. Denn Gefühle sind absolut ansteckend! Achten Sie einmal darauf, wie Sie unwillkürlich lächeln, wenn jemand Sie anlächelt – oder Ihre Laune sich blitzartig verschlechtert, wenn Sie in ein mürrisches Gesicht schauen! Was prägt unser Fühlen und Erleben mehr als die Emotionen anderer Personen? Menschen haben eine erstaunliche Fähigkeit, die Gefühle anderer zu lesen, sich in sie hinein zu versetzen – und sich von ihnen anstecken zu lassen. Forschung zeigt, dass unser Verhalten oft stärker vom emotionalen Umfeld bestimmt wird (Stichwort „Limbisches System“!) als von den eigenen Überzeugungen. Über die zum Teil dramatische Folgen berichtet der Autor: „Ulrich Schnabel kartografiert die Gefühlslandschaft, durch die wir täglich navigieren, und beschreibt, wie wir zwischen der Sehnsucht nach stabilen Beziehungen und dem Wunsch nach Freiheit hin und her gerissen werden. Er entlarvt die emotionalen Fallen der Konsumgesellschaft, beschreibt die Mühen der modernen Liebe und berichtet von der „Gefühlsarbeit“ und der emotionalen Erschöpfung speziell in sozialen Berufen. Zugleich zeigt er, wie wir uns gegen die emotionalen Zumutungen unserer Zeit wehren – ein starkes Plädoyer dafür, die Souveränität über die eigenen Gefühle zurückzuerobern.“ Wie schwer tut sich das Verkaufs-Personal, wie belastet fühlen sich Call-Center-Agenten durch die Erfordernis, eigene Gefühle zurück drängen zu müssen, um ein freundliches Gesicht zu zeigen, siehe „Die Gefühlsarbeit“ (S. 229ff.). Denn Emotionen haben ihren Sinn, werden durch physiologische Auslöser hervor gerufen (Hormone!) und brauchen ihre „Antwort“. Das System der „Entwicklung der Emotionen“ findet Leser übrigens grafisch dargestellt auf S. 158, das von Ekman identifizierte System als kultur-übergreifend steht allerdings in Frage: Tatsächlich kommt auch hier „nurture“ zu „nature“ … Recherche unterstützend, hat Schnabel diverse Gesprächspartner interviewt, etwa den Resonanz-Theoretiker Hartmut Rosa (S. 251ff.) zu „Wie wir in Einklang kommen (5)“. Die No. (1) dieser Reihe ist allerdings ein Selbst-Test (S. 23ff.), der schlicht dazu dient, den Leser gleich ins Boot zu holen, in den Dialog mit ihm zu treten, das Thema einzuführen. So geht es von „der Achterbahn der Gefühle“ über das „Wesen der Emotionen“ hin zu „Liebe, Arbeit, Mitgefühl“, um mit dem „Zentrum des Universums“ zu schließen. Wenn Sie mögen, lassen Sie sich mitnehmen. – Der ZEIT-Journalist hat u.a. eine digitales Vorlesung zur Hirnforschung begleitet, auch hier von mir rezensiert … HPR

Hanspeter Reiter