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Koma

Autor Jo Nesbo
Verlag Ullstein
ISBN 978-3-550-08013-5

„Ein Harry-Hole-Krimi“, und zwar einer vom Feinsten: Der Meister-Autor liefert einmal wieder einen Plot, der völlig logisch erscheint – und doch höchst überraschend kommt, wenn er sich auch auf mehr als 600 Seiten nach und nach konsequent aufbaut – im Nachhinein betrachtet J … Mit immer hoch gehaltenem Spannungsbogen  (resp. mehreren –bögen) und vielerlei Volten … Geschicktes Verknüpfen aktuell geschehender Morde mit Vergangenem, zwielichtiges Personal im direkten Umfeld des Helden Harry Hole, dazu korrupte Polizisten an höchster Stelle, worum der Leser jederzeit weiß – das führt LeserIn so in die Irre, dass dies des Autor´s schadenfrohes Grinsen verzeihen lässt, das man sich beim Lesen so richtig vorstellen kann. Auch in den beiden stärksten Situationen geht es um Harry: Wahrlich sensationell, wir Nesbo uns an den Abgrund führt und im nächsten Moment eine völlig andere Lösung „im letzten Moment“ liefert. Hier zum Beispiel (in der Zusammenfassung Schutzumschlag Seite 4): „In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall.“ Im Grunde hat er viele Feinde – bei der Polizei und in der Politik. Eine Herausforderung sicherlich auch für den Übersetzer aus dem Norwegischen, weil: Formulierungen entscheidend sind. Fast eine Weiterbildung in verschiedener Hinsicht, für Trainer, Berater, Coaches und Führungskräfte mit Personal-Verantwortung: Einmal, was Kreativitäts-Techniken angeht: Perspektiven-Wechsel, provokatives Fokussieren, öffnende Fragen – in Einzelarbeit, im Zweiergespräch, in der Team-Arbeit. Mit tatsächlich erheblichen Fortschritten … Zum Anderen, wenn es um Harry Holt als Führungskraft geht, die er hier (als Ex-Polizist und freier Berater) gar nicht sein darf und dennoch ist, kraft seines Handelns: Er übernimmt, im Moment des Geschehens (oder dessen Fehlens) – und tut damit, was von ihm erwartet wird. So bleibt das Team auch noch intakt, als es eines seiner Mitglieder verliert: Wäre auch kaum glaubhaft, wenn alle diese „Vendetta“ (ist sie eine?) überleben könnten … Dazu das Beziehungs-Drama dieses hin- und her gerissenen Charakters, im Spannungsfeld von Liebe als Nähe-Ferne-Verbindung zu Gefährtin und Pflegesohn – und Schuld oder Nicht-Schuld: Wieso darf Grenzen eigentlich überschreitendes Tun des „Guten“ unentdeckt bleiben, gar verdeckt werden – und jenes des (zumindest Halb-)Bösen soll aufgedeckt werden? Hat auch eine Menge mit Selbstführung und Resilienz zu tun – und mit den Zielen, die die jeweilige Person verfolgt … Deutlicher als auch schon bleibt trotz eines klaren Endes so viel offen, dass schon jetzt die Sehnsucht nach dem nächsten Thriller wächst J … Doch jetzt freue ich LeserIn erst einmal auf diesen hier! HPR

Hanspeter Reiter