Skip to main content

Kinder der Freiheit

Autor Ken Follett
Verlag Lübbe
ISBN 978-3-785-72510-8

Und weiter geht es, mit der fast ein volles Jahrhundert umfassenden Geschichte einiger Familien aus Deutschland, England und Russland: Was kurz vorm Ersten Weltkrieg begann, mit „Sturz der Titanen“ und dann mit Schwerpunkt 1930-er Jahre und Zweiter Weltkrieg fortgesetzt wurde („Winter der Welt“) schließt nun mit dem dritten Band der Trilogie ab, mit der Wende 1989 – jeweils schön im Abstand von zwei Jahren geschrieben und veröffentlicht. Auch dieses Mal ein Opus von (im Deutschen) weit über 1000 Seiten (genauer: mehr als 1200!) – und in Wahrheit natürlich eine Dokufiktion des 20. Jahrhunderts, erzählt anhand des Schicksals eben dieser Familien resp. Personen. Wieviel Gedanken sich dieser Autor macht, historische Entwicklungen zu spiegeln, zeigt sich beispielsweise am veränderten Gewicht von Großbritannien, das ist mir besonders aufgefallen: Im ersten Band stand es noch im Zentrum, im dritten spielt es keine Rolle mehr. Woran mache ich das fest? Zum Einen, was das Behandeln von Inlands-Themen angeht oder auch Mithandeln im internationalen Geschehen. Zum Anderen, was Dabeisein und Lebens-Mittelpunkt der handelnden Personen (resp. Familien) angeht: Sowjetunion is it, USA natürlich – und: Deutschland, zunächst mehr Ost, dann mehr und mehr West … Worauf sonst kapriziert sich Follett, vier Jahrzehnte Nachkriegs-Geschichte aufzuarbeiten? Da ist JFK als Präsident, der vielerlei wirkmächtige Geschehnisse zu beeinflussen hat – resp. sich damit herum zu schlagen, „drusse wie drinne“: Kuba-Krise, Vietnam-Krise, Südstaaten-Rassismus, Geheimdienst-Geklüngel. Und auch die eigene angeschlagene Gesundheit wie einen extremen Sexualtrieb: Gerade zurzeit (Herbst 2014) meldet sich Monica Lewinsky wieder zu Wort, nun auch per Tweet, vor zwei Jahrzehnten als Praktikantin des Nach-Nach-…Nachfolge-Präsidenten Bill Clinton auch dessen Sex-Gespielin: Follett breitet eben dieses Thema weit aus, was John F. Kennedy angeht. Beziehungen spielen eh eine große Rolle, gelingende, scheiternde, andere doch noch happy-ending. So wird Leser durch persönliche Schicksale geschickt ins Weltgeschehen gezogen und versteht Zusammenhänge besser. Und wer deutlich weniger dieses Jahrhunderts erlebt hat als unsereins (Jg. 1953) oder gar unsere Eltern-Generation hat so die Chance, durch direktes Hineingezogen-Werden Geschichte zu „erleben“. Spannender Thriller, exzellent auf Weltgeschehen fußend. HPR

Hanspeter Reiter