Kettensprenger – Der Weg zur selbstbestimmten und erfolgreichen Arbeit
Autor | Prof. Dr. Ingo Hamm |
Verlag | Vahlen |
Seiten | 280 |
ISBN | Mehr Freiheit, mehr Wir – Der Weg zur selbstbestimmten und erfolgreichen Arbeit |
Starke Präsenz ist erlernbar: Durch vier zentrale Säulen
Die Flucht aus dem Büro ist ein wachsendes Phänomen, dem wir uns mit einer Neudefinition unserer Arbeitswelt stellen müssen. Zwischen Flexibilisierung, Kontrolle und Work-Life-Challenge geht Ingo Hamm in seinem Buch „Kettensprenger“ auf die tieferliegenden Motive heutiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. So bedeuteten „Revenge Quitting“, das impulsive Kündigen aus Frust oder Rache, sowie die immer lauter werdende Forderung nach mehr Homeoffice zwar eine ernst zu nehmende Reaktion auf die volatile Arbeitswelt von heute. Doch genauer betrachtet, liegen nachvollziehbare Gründe der unterschiedlichen Arbeitnehmergruppen vor, die Führungspersonen allerdings nicht pauschal, sondern sehr individuell behandeln sollten.
Inhalt
Anstelle der Diskussion um „Home versus Office“ eröffnet Ingo Hamm das Buch mit der Fragestellung nach dem empfundenen Grad der Selbstbestimmung und untergliedert in drei Freiheitsmotive, nämlich Freiheit als Belohnung, Befreiung vom Ballast des Büros und die Besinnung auf wirksames Tun. Auf dieser Basis unterscheidet er fünf Motivationstypen: die Verweigernden, die Jongleure, die Eskapisten (Flüchtenden), die Essenzialisten, die sich aufs Wesentliche konzentrieren möchten, und die Fatalisten. Wissend um deren Leitmotive, betrachtet er daraufhin den Energieeinsatz für die Arbeit und regt an, den Antrieb und die Motivation der Angestellten zu pflegen, bevor deren Akkus leerlaufen, und beleuchtet die „Predictive Maintenance“ aus dem Instandhaltungsmanagement auf zwischenmenschlicher Ebene.
Für „Mehr Wir braucht mehr als Freiheit“ plädiert er im Mittelteil des Buches und geht auf verschiedene Einflussgrößen für das Wir-Gefühl ein; darunter Gesundheit, Vertrauen, Kreativität und Resilienz, um ein authentisches Wir zu prägen. Bestehe Einigkeit über das Wir, könne hybride Kooperation den gewünschten Flow freisetzen, so dass unterschiedliche Arbeitstypen ihre Arbeitszufriedenheit (zurück) gewinnen und gleichzeitig gemeinsame Erfolge bewirkt werden.
Warum wir oft aneinander vorbeireden, wenn denken, reden und handeln total verschiedene Dinge sind, beantwortet Hamm mit den „stillen Motive im Büro“: Wirksamkeit, Helfen, Bewegung, Stabilität, Einzigartigkeit, Teamgeist, Status und Selbstdarstellung, „Peace of Mind“, Sinnfindung und Zugehörigkeit klingen in dieser Aufzählung nach wahllosen Buzzwords, die Hamm allerdings als Chance begreift und zu moralstiftenden Faktoren erklärt.
Dann kommen die Führungskräfte ins Blickfeld: Im Spannungsfeld zwischen Macht, Kontrolle und Vertrauen werden konkrete Schritte für eine bessere Führung angeboten, aus denen vier Führungsstile für die neue Arbeitswelt resultieren. Hamm empfiehlt „Telling“ für klare Anweisungen in unsicheren Zeiten, „Delegating“ zur Übertragung von Verantwortung und Förderung der Eigenverantwortung, „Participating“ für gemeinsame Entscheidungen und gemeinsames Umsetzen sowie „Selling“ für die Überzeugungsarbeit und Motivierung erfahrener Teams.
Mit einer besseren Arbeitsplatzgestaltung nimmt Hamm auch die strukturellen Arbeitsplatzfaktoren in den Blick, indem er von der physischen Arbeitsplatzausstattung über community driven Team-Aktivitäten zu umfassenden Strategien für eine mitarbeiterzentrierte Arbeitsumgebung kommt.
Nicht zuletzt teilt Hamm seine Erfahrung, dass Arbeit auch durch eine angepasste Unternehmenskultur besser wird. Im letzten Inhaltskapitel benennt er daher drei Kulturfundamente, die die Grundannahmen, Werte und Sprache vereinen und die aus Kultur Architektur erschaffen („Form follows function“).
Fazit
Prof. Dr. Ingo Hamm regt dazu an, im Rahmen des Möglichen die Gestaltung der Arbeitswelt auch selbst zu übernehmen. Mit dem Appell „Nimm es dir raus: Die We-Me-Balance“ regt er an, das Zerren um Arbeitszeitkonten zu begraben und stattdessen ein Kontinuum zwischen individueller und kollektiver Organisation der Arbeit zu erschaffen, auf dem jeder Job zum Traumjob werden kann.