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Kapitän

Autor Burkhard Voß
Verlag Solibro
ISBN 978-3-96079-069-3

„Wie Postheroismus unsere Gesellschaft schwächt“ analysiert Trends und Tendenzen, wie sie Geschichten des (medialen) „Alltags“ spiegeln…

Heldenreisen
…sind als Stereotype aus Sagen und Märchen wohl bekannt, angewandt von Weiterbildnern jeglicher Couleur – Trainern, Coaches und Beratern. Und „dennoch“ heutzutage wenig geliebt, trotz eines neues Hypes um Superhelden in Comics (siehe auf www.comicoskop.de). Denn „Klassisches Heldentum steht im Widerspruch zur Gleichheitsideologie“, so die Aussage des Autors: „Der klassische Held, also der, der für andere oder eine Idee die Schädigung seiner Gesundheit zumindest billigend in Kauf nimmt und den Tod einkalkuliert, ist für den hedonistischen Mainstream eine suspekte Figur. In der Gegenwart hat der klassische Held nichts mehr zu suchen. Ein solcher Widerspruch zur Gleichheitsideologie kann nicht geduldet werden. Denn in dieser soll trotz anderslautender Lippenbekenntnisse niemand positiv diskriminiert werden, also besonders und damit wahrhaft individuell sein. Auch gibt es keine Feinde mehr, alles kann schließlich durch Gespräche, Kompromisse, Diplomatie und Psychotherapie gelöst werden.“ Siehe Psychoboom und seine Spätfolgen (S. 136ff.), siehe PTBS als „Allerwelts-Symptom“ (meine Worte, siehe S. 118 und rundum).

Helden und Antihelden
Der Autor erinnert uns an Helden aus Antike und früher Zeitgeschichte (S. 47ff.) – bevor er aufs Gegenteilt kommt: „Auf dem Boden der säkularen Überflussgesellschaften des Spätkapitalismus gedeihen eher die Antihelden. So wie Francesco Schettino, der Kapitän des durch sein Verschulden havarierten Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia, der zuerst von Bord ging. Später stilisiert sich der Täter aus Verantwortungslosigkeit als Opfer – eine beliebte Methode der Antihelden, um Verantwortung von sich zu weisen. Überhaupt wird Erwachsenwerden als Zumutung erlebt, man bevorzugt lieber das Stadium lebenslanger Adoleszenz und das Antiheroische, ja das Opfersein wird geradezu zelebriert. Denn Opfer sind harmlos. Helden könnten widerständig und damit gefährlich werden.“ Doch erst dann wird ein Schuh daraus, wenn sich dies mit Wirtschaft und Gesellschaft verbindet – was wohl geschieht: „Burkhard Voß verdeutlicht, wie der Postheroismus unsere Gesellschaft immer mehr schwächt, indem das Leistungsprinzip, für das prototypisch Helden stehen, immer mehr erodiert. Kann es da noch eine Chance für neue Helden geben?“ Tröstlich die raren Beispiele dafür, etwa Mamoudou Gassama aus Mali, „der 2018 in Paris ein an einem Hochhausbalkon hängendes Kind rettete, indem er spontan bis in den 4. Stock die Balkone hochkletterte“ – und so ein realer Spiderman wurde … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter