Kann Spuren von Latein enthalten
Autor | Klaus Mackowiak |
Verlag | C.H.Beck |
ISBN | 978-3-406-80855-5 |
„Kleines Lexikon deutscher Wörter lateinischer Herkunft“ bringt interessante Einblicke auf Begriffe erkennbar oder überraschend lateinischen Ursprungs auf weit über 150 Seiten.
Lehnwörter
…bieten ein weites Feld, wie der Autor in seiner Einleitung verdeutlicht: Da gibt es auch Erbwörter plus Fremdwörter – und fremde Wörter (wie manche englischsprachige Begriffe der heutigen Zeit). Und zeitlich höchst unterschiedliche Ebenen des Entlehnens, je nach Ziel-Sprache (von Germanisch über Alt- und Mittelhochdeutsch hin zu Frühneu-, älteres Neu- zum jüngeren Neuhochdeutsch) und Lehnsprache (klassisches Latein, Mittellateinisch, Neulateinisch, siehe auch: Vulgärlatein, S. 10). Damit ist rasch nachvollziehbar, dass manches Wort seinen Ursprung längst verschliffen hat. Tja, „sind wir mit unserem Latein am Ende? Keinesfalls! Bunt und krass, impfen und kungeln, Esel und Flegel: All das sind nur scheinbar solide deutsche Wörter, denn in Wahrheit stammen sie aus dem Lateinischen. Klaus Mackowiak stellt die schönsten, gängigsten, überraschendsten solcher Wörter vor und erzählt ihre Geschichten – fundiert und launig (von luna = Mond). Fremdwörter wie Abstraktion und Advokat, Tinktur und Tortur protzen quasi damit, dass sie vom edlen Latein abstammen. Geheimnisvoller sind die Wörter, denen Klaus Mackowiak hier ihren Auftritt verschafft: Lehnwörter, die aus dem Lateinischen kommen, aber im Laufe der Jahrhunderte bis zur Unkenntlichkeit eingedeutscht wurden. Sie bevölkern unsere Häuser (Fenster, Kamin, Keller) und Küchen (Kirsche, Kohl, Wein), unsere Kirchen und Schulen und viele andere Bereiche des Lebens. Klaus Mackowiak geht ihnen auf den etymologischen Grund – und stellt dabei fest, dass ihre Geschichte oft nicht erst mit dem Lateinischen beginnt, sondern schon viel früher, bei den Etruskern oder Griechen, Arabern oder Ägyptern. Doch ob nüchtern, turtelnd oder torkelnd – in allen von uns steckt auf jeden Fall ein echter Lateiner!“ Ein Füllhorn an Wissen also, teils unnütz, teils sehr nützlich…
Weitere Beispiele
…mögen das verdeutlichen: Liebstöckel (das „Maggi-Kraut“) geht auf mittellat. Lubisticum etc. zurück, ursprünglich auf ligusticum (aus Ligurien stammend, S. 83). Oder pressen / Presse auf lat. pressare. Wobei spezielle Wörter aus diesem Bereich neuerlich später aus dem Französischen entlehnt wurden, wie Leser hier und an manch anderer Stelle unter „Übrigens“ in kleinerer Schrift ergänzend findet (S. 127f.): Eine feine Idee, über den eigentlichen Buch-Kern hinaus gehend! Und die (bairische) Semmel? Dito aus dem Lateinischen, nämlich: simila = fein gemahlenes Weizenmehl, voila (S. 142)! Und die oben erwähnte Zwiebel? Jou, aus mittel- bzw. spätlat. Caepola, cipolla, cepulla (S. 166). Bleibt noch klammheimlich (S. 67f.), das ich allerdings eher mit frz. clandestin verbunden hätte – als Volks-Etymologie quasi, im Bairischen übrigens als klandestin auf die Besatzungs-Zeit Napoleons zurück gehend…. Fazit: Da lässt sich einiges lernen, unterhaltsam zudem! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de