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Jeanne d´Arc

Autor Gerd Krumeich
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-75642-1

„Seherin, Kriegerin, Heilige – Eine Biografie“, die zugleich viel mehr ist als das: Leser versteht die damalige Zeit nun besser, in die hinein die „Pucelle“ geboren wurde, die sie geprägt hat, im doppelten Sinne…

Kriegsherrin
… wurde sie genannt, die vor allem der Religion verbunden schien – und ihre Heimat quasi befreien wollte, mithilfe auch der Inthronisation „ihres“ Königs. Auf 400 Seiten „all in“ analysiert der ausgewiesene Experte Situation und Abläufe, bis hin zum inquisitorischen Prozess und ihrer Hinrichtung. Und darüber hinaus, siehe Revision und späte(re) Heiligsprechung durch jene Kirche, die sie vorher verurteilt hatte. In ihrem Tun und Sein: „Ein junges Mädchen von bäuerlicher Herkunft hat Visionen und steht plötzlich an der Spitze eines Heeres, besiegt Engländer und Burgunder und geleitet den Dauphin zur Königssalbung in Reims. Doch wenig später wird sie gefangengenommen und nach einem Schauprozess mit nur 19 Jahren verbrannt. Gerd Krumeich vollendet seine jahrzehntelangen Forschungen zur Jungfrau von Orléans mit diesem Buch und legt eine meisterhafte Biographie vor, die für lange Zeit Bestand haben wird.“ Bald 600 Jahre sind vergangen, seitdem ein 16jähriges Mädchen sich berufen fühlte, entscheidend in die Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Engländern einzugreifen – und mehr als 600 seit ihrer Geburt.

Zwei Jahre lang
… war ihr Handeln relevant fürs Auf und Ab des Bürgerkriegs, in dem sie mal aktiv, mal reaktiv ins Geschehen eingriff, gefolgt von zeitweise tausenden Soldaten. Wie das sein konnte, wird mit dieser Lektüre klarer: „Viel ist über die Jungfrau von Orléans geschrieben und gedichtet worden – und doch bietet Gerd Krumeich einen überraschend neuen Blick auf die französische Nationalheldin. Auf der Grundlage eines breiten Quellenstudiums“, belegt durch vielerlei erhellende Zitate, „zeigt er an ihr paradigmatisch, wie sich ein noch vormodernes «Ich» gegen mächtige Institutionen wie die Kirche behauptet und auf einer individuellen Beziehung zu Gott beharrt. In dieser Religiosität der freien Entscheidung liegt ein Schlüssel zum Verständnis der Jungfrau, ein anderer in ihrer «proto-nationalen» Überzeugung, dass die Engländer in Frankreich nichts verloren haben. Eindrucksvoll zeichnet das Buch die Stationen eines Lebens nach, das so außergewöhnlich war, dass immer wieder der Verdacht aufkam, Jeanne d’Arc sei in Wirklichkeit ein Mann gewesen – eine These, die von Krumeich überzeugend widerlegt wird.“ Wie gleichzeitig bestätigt, sie sei bis zu ihrem Ende auf dem Scheiterhaufen eine „virgo intacta“ geblieben, trotz jahrelangen rein männlichen Umfelds, sei es auf dem Schlachtfeld, sei es im Kerker. Ein beeindruckendes Sachbuch, das „trotzdem“ fast romanhaft daher kommt – fast eine Dokufiktion also. Gut verständlich und angenehm zu lesen. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter