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Interkulturelle Kommunikation

Autor Lüsebrink, Hans-Jürgen
Verlag J.B. Metzler
ISBN 978 3 476 02436 7

Wer einen breit gefächerten und meistens vernachlässigte Bereiche kultureller Ausdrucksweisen hervorhebenden Ein- und Überblick in und über einen weit gefassten Begriff der Interkulturellen Kommunikation erhalten möchte, ist mit diesem Buch bestens bedient.

 

Der von Hans-Jürgen Lüsebrink, Professor für Romanische Kutlruwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation mit zahlreichen Gastprofessuren im außer- und innereuropäischen Ausland, genutzte Terminus ist semantisch breit gefasst. Er vermeidet die häufige Verkürzung auf das praktische Miteinander von Angehörigen diverser Kulturen und vereinigt die interpersonale Interaktion mit der Ebene „der mediatisierten Interkulturellen Kommunikation in ihren verschiedenen Facetten“, befasst sich also auch mit „medialen Darstellungsformen … in Film, Fernsehen, Radio Internet und anderen Medien, die Formen der alltagsweltlichen Interkulturellen Kommunikation gleichermaßen darstellen, stilisieren und prägen, sowie die interkulturelle Ausbreitung von Kommunikationstechnologien und -medien“ und rekurriert auf Kompetenzen in Verstehen, Kommunizieren und Verhalten (8, 9).

 

Der Autor macht den Leser mit der Entstehungsgeschichte der universitären Disziplin bekannt, mit Begriffsdefinitionen und Differenzierungen, mit Forschung und Theorie, mit Kultur- und Kommunikationsmodellen im Themenfeld von Interkulturalität, samt ihrer verschiedenen Referenzen (etwa Religion, Territorien, Sprache, Nationalität) und Provenienzen (z.B. Anthropologie, Linguistik, Philosophie). Er skizziert vorherrschende, populäre Kulturmodelle (z.B. von Hofstede, E. T. Hall ) und bringt es fertig, auf dem engen Raum auch wesentliche kritische Anmerkungen zu einem Modell, einer Theorie oder einer Praxis zu skizzieren. Breiten Raum nehmen verschiedene „Gegenstandsbereiche“ wie Werbung, Literatur, Mediengenres, Wirtschaft ein, und Theorien, Konzepte, Analyseversionen (z.B. Diskursanalyse) werden exemplifiziert an Fallbeispielen, die hohen Erkenntniswert haben und abstrakte, theoretische, systematische, kategoriale Überlegungen veranschaulichen.

 

Gegliedert ist das Buch in sechs Kapitel: Konzepte und Problembereiche, Interaktion, Fremdwahrnehmung, Kulturtransfer und Bilanz und Perspektiven der Interkulturellen Kommunikation (dieses letzte Kapitel eignet sich – nach dem kurzen Vorwort und dem ersten Kapitel, zum Einstieg).

 

Die Vielfalt des Vermittelten ist dazu angetan, gerade in der Weiterbildung Tätigen die Augen zu öffnen, um zweierlei zu tun: Erstens die in der eigenen Arbeit verwendeten Begriffe von Kultur und Kommunikationen über kulturelle „Grenzen“ hinweg zu gegenwärtigen und gegebenenfalls zu klären (konzentriert: Kapitel 1, 2 und 5). Zweitens, um die Komplexität interkulturellen Coachings und Trainings zu erkennen und zu überprüfen, was man selbst leisten kann und inwieweit die eigene Praxis verändert werden müsste, um interkulturelle Kommunikation über das Vermitteln von Benimmregeln und den Kanon der sogenannten größten/ meisten Patzer hinaus qualifiziert anbieten und durchführen zu können. (Der Autor nimmt sich des Wirtschaftszweigs gesondert und neu in der Auflage an!) Die Lektüre dieses Buch rät insofern zu Bescheidenheit und Selektion – im Dienst eines kenntnisreichen und verantwortungsvollen Intervenierens.

 

Der Band kann als Einstiegs-, Überlbicks- oder Grundlagenwerk benutzt werden; er bietet – kapitelweise sortiert – neben den Anmerkungen ausführliche Literaturhinweise. Er sollte in die Bibliothek all jener gestellt werden, die sich mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen befassen und mit ihnen arbeiten – ob als Lehrer/ Pädagoge, betrieblicher/ organisationaler Weiterbildner, als Berater, ehrenamtlich Tätiger.

Dr. Regina Mahlmann