Skip to main content

Home ridens

Autor Lenz Prütting
Verlag Karl Alber
ISBN 978-3-495-48602-3

„Eigentlich wollt´ ich ja nur einen Aufsatz schreiben, … über das in der Theorie des Komischen völlig übersehene Phänomen der Prozeß-Komik (sic)“ startet der Autor sein Vorwort – und damit Band 1, somit seinen 3-Bänder, in den er mehr als ein Jahrzehnt Arbeit gesteckt hat: Dieses Basiswerk kommt mit fast 2000 Seiten daher – und untertitelt treffend „Eine phänomenologische Studie über Wesen, Formen und Funktionen des Lachens“ – als Taschenbuch-3-Bänder noch erschwinglich, als wissenschaftliche Studie dennoch hochpreisig. Doch damit hat Leser den „state of the art“ und kann sich orientieren, ganz nach eigenem Gusto: Alles mal durcharbeiten (daran bin ich noch, wie ich gestehe …), sich gezielt einzelne Kapitel heraus greifen, im Fall des Falles fokussiert suchen und finden, etwa nach etwas Humorigem, so zur Praxis die Theorie zu finden. Dass auch ein solches grundlegendes Fachwerk absolut sinnvoll in der Praxis einsetzbar sein kann, zeigt der „Humor-Faktor“ in den Medien: So titelte Brandeins in der Ausgabe August 2014: „Spaß – der unterschätzte Wirtschaftsfaktor“. Der GABAL-Kooperations-Verband GSA veranstaltet seit mehreren Jahren jährlich einen Humortag. Comedian-Shows erfreuen sich weiter wachsender Tendenz in TV und als Event – und sind naturgemäß ein zentraler und starker Bestandteil der Sitzungen im Kölner Karneval, welchen „Genres“ auch immer. Und seit Jahren ist „Entertrainment“ ein Buzz-Word für Trainer, vor allem: für Speaker. Womit wir zum dritten Band hüpfen, der ist der unserer (Weiterbildungs-)Praxis nächst liegende: In „Lach-Anlässe und Lach-Arten“ (S. 1510ff.) finden sich eine Menge direkte Ansatzpunkte, in „Lachen oder Der zentripetale Impuls als Anspannung, Zuspitzung, Durchbruch, Ekstase“ (S. 1640ff.) schließlich eine Art Fazit praktischen Anwendens. Und wenn diese gut handzuhabendes Paperback-Ausgabe auch noch so umfassend daher kommt, gilt dennoch dies, ebenfalls aus dem Vorwort zitiert: „Damit aber rückte zugleich auch die Frage nach dem Komischen eher an den Rand, weil das Lachen über das Komische nur ein winziger Teilbereich auf der Palette des Lachens ist, die aus den drei Grundtypen des Bekundungs-, Interaktions- und Resonanz-Lachens besteht …“ (S. 8). Was Trainer wie (z.B.) Barbara Messer nur zu gut werden nachvollziehen können, die mit Lach-Effekten spielen, diese erzeugen und so zugleich starke Lern-Effekte erzielen (wollen), siehe Neurodidaktik, siehe Hirnforschung [&] Co. – So übrigens promotet der Verlag selbst den umfassenden Inhalt, ich erlaube mir dieses Original-Zitat, das sich primär auf die Bände 1+2 bezieht, die ich hier eher „links liegen gelassen“ habe: „Diese phänomenologische Studie bietet im historisch orientierten ersten Teil eine umfassende mentalitätsgeschichtliche Analyse der Deutung und Bewertung des Lachens von der europäischen Antike bis zur Gegenwart. Kritisch analysiert werden die vier wichtigsten und folgenreichsten Argumentationsmodelle: – die ethisch orientierte platonisch-stoisch-augustinische Argumentationstradition, die dem Lachen misstrauisch bis feindlich gegenübersteht; – die anthropologisch orientierte Argumentationstradition, die von Aristoteles über Joubert und Kant bis herauf zu Plessner und Schmitz reicht und die das Lachen als ein proprium hominis deutet und rechtfertigt; – die physiologisch-mechanistisch-energetische Argumentationstradition, die mit Descartes beginnt und mit Freud immer noch nicht beendet ist; – die evolutionsgeschichtlich-ethologische Argumentationstradition, die von Darwin begründet wurde und heute die wohl dominanteste ist. Der zweite, systematische Teil führt die anthropologisch orientierte Argumentationstradition auf der Grundlage der Neuen Phänomenologie von Hermann Schmitz fort und beschreibt das Lachen in seinen drei Grundtypen als Bekundungs-, Interaktions- und Resonanz-Lachen auf den verschiedenen ontogenetischen Stufen von Lachmündigkeit als Spiel von personaler Emanzipation und personaler Regression wie auch als synergetisch-synästhetisches Gesamtverhalten bei verschiedenen Einstellungen und in verschiedenen Situationen. Die beiden letzten Kapitel bieten Überlegungen zur Lebensfunktion des Humors und Empfehlungen zum Vertrauen in die je eigene Leiblichkeit als dem tragenden Grund personalen Seins.“ – die finden sich im dritten Band … HPR

Hanspeter Reiter