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Highlight-Rhetorik

Autor Anita Hermann-Ruess
Verlag Gabal Verlag
Seiten 23 Seiten
ISBN 3869361204
Preis 17,90 Euro

Nach mehreren Präsentations-Ratgebern und ihren erfolgreichen Publikationen zu der sogenannten Neuro-Rhetorik legt die Trainerin und Beraterin Anita Hermann-Ruess eine Veröffentlichung vor, die die wichtigsten Prinzipien und praktischen Hinweise aus beiden Bereichen zusammenbringt und fortführt. Das entstehende Konzept bezeichnet sie als „Highlight-Rhetorik“ und als „Emotionale Rhetorik“.

Diese beiden Leitbegriffe gliedern den inhaltlichen Hauptteil des Buches, in dem die Autorin acht „Werte- und Emotionsfelder“ vorstellt, denen sie insgesamt 40 „rhetorische Highlights“ zuordnet. In einem umfangreichen Einführungsteil entwickelt Hermann-Ruess zudem grundlegende rhetorische Prinzipien. Sie deckt beispielsweise die „Geheimnisse der Excellent-Speaker“ auf, beschreibt Möglichkeiten der emotionalen Verstärkung und arbeitet elf Gebote der Neuro-Rhetorik heraus. Den Abschluss des Buches bildet eine Übersicht aus 30 „rhetorischen Wirkfiguren“, bestehend aus einer Auslese der antiken Figurenlehre und Stilistik.

Der Ratgeber nimmt klassische Themenfelder der praktischen Rhetorik auf – Wirkungsprinzipien, die sprachliche Ausgestaltung und knappe Hinweise zur Körpersprache – und bindet sie in das übergreifende Doppelkonzept der „Highlight-Rhetorik“ / „Emotionalen Rhetorik“ ein. Die Felder werden auf aktuellem Stand sowie durchweg anschaulich und anregend dargestellt. Dabei überzeugt die „Highlight-Rhetorik“ in ihrer Herangehensweise dadurch, dass sie tatsächlich ein Verständnis für rhetorische Prinzipien entwickelt und nicht allein eine Kette von Ratschlägen präsentiert. Ein besonderes Verdienst des Buches besteht darin, dass es der vermeintlich verstaubten und veralteten Figurenrhetorik einen neuen Stellenwert und neuen Glanz verleiht. Die „Highlight-Rhetorik“ kommt insgesamt ihrem Anspruch nach, ein „inspirierendes Nachschlagewerk“ zu bieten; dass es dafür sinnvoll ist, die umfangreiche Einführung zu lesen, entspricht zwar möglicherweise nicht der üblichen Nutzung eines Rhetorik-Ratgebers, jedenfalls aber der Komplexität der Sache.

Im Detail verrutscht im Einzelfall die Fachterminologie – wie im Fall der Anadiplose (S. 181 / 183). Auch die Metaphorik der schwarzen und weißen Tasten auf der Klaviatur der emotionalen Sprache ist, bei aller Anschaulichkeit, eher für Leser gedacht, die von den scharzen Tasten des Klaviers nur traurige Lieder erwarten. Schließlich sind die Analysen jeweils einer Rede von Barack Obama und Steve Jobs in der Auswahl konventionell und im Umfang überschaubar.

Insgesamt punktet das Buch aber auf allen Feldern eines guten Ratgebers: Kompetenz und Nachvollziehbarkeit in der Sache, Konzentration auf zentrale Aussagen sowie eine sehr anschauliche und unterhaltsame Formulierung. Auch die Rhetoriktheorie kann dem Buch einen Anstoß entnehmen und versuchen, das Rhetorische an den sogenannten rhetorischen Figuren wiederzuentdecken. Die „Highlight-Rhetorik“ weckt Interesse, Motivation und Kompetenz des Lesers für die sprachliche und gedankliche Gestaltung einer Rede und ist damit ein in jeder Hinsicht sehr lesenswerter Ratgeber.

Simon Wolf