Hier sass er!
Autor | Beatrice Minger |
Verlag | Edition Patrick Frey |
ISBN | 978-3-906803-69-2 |
„Blick 8. August 2007“ ist die zugehörige Bild-Unterschrift zu jenem Zeigebild, das (zur Hälfte) zugleich das Titelbild des Kunstbandes bildet (wie immer im Band auf der Folgeseite – in der Text-Sammlung dahinter (chronologisch geordnet) dann der ausführliche Text, u.a. „Kellnerin Sonja M. zeigt auf den Tisch, an sie von Aesch am Montag vor einer Woche Tee servierte“, einen Tag vor der Entführung einer Ylenia.
Den Betrachter führen
… ist das Ziel dieser Art von Bild. Und jeder Schweizer hat diese Bilder schon gesehen in der dortigen Presse: Eine Person steht am Bildrand und zeigt auf etwas – ein Fenster, eine Wiese, einen roten Mitsubishi, ein Einschussloch. Die Miene gehört zur Situation, sie ist je auffordernd, anklagend, empört, selbstgerecht oder auch stolz, gar freudig. „Die Bildlegende deckt dann auf, worum es geht. Ein Mann zeigt auf das Fenster, aus dem ein schwerhöriger Rentner mit dem Sturmgewehr geschossen hat. Ein Arbeitsloser zeigt auf den Fluss, aus dem er eine Frau gerettet hat. Oder der Hauswart der Primarschule der frisch gewählten Bundesrätin Doris Leuthard kann sich noch genau erinnern, an welchem Haken ihr Finkensäckli hing.“ Die Geste des Zeigens lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters, stellt einen Zusammenhang her, eine chronologische Abfolge – ist in der Geste quasi sequenziell. Mit einfachen, aber sehr wirksamen Mitteln entsteht eine Geschichte, ein solches Bild kommt der Abfolge zweier Panels im Comic schon recht nah…
Die Sammlerin
… hat die relevanten Quellen zu nutzen gewusst: „Beatrice Minger hat 118 Zeigebilder und ihre Legenden aus der Boulevard- und Lokalpresse zusammengetragen und zu einem kaleidoskopischen Portrait der Schweiz montiert. Die Bildsammlung erzählt Geschichten über unser Zusammenleben. Geschichten, die unser Land im Innersten bewegen. Ein Panorama von kleinen und großen Katastrophen, unerhörten Ereignissen, sagenhaften Funden, tragischen Zufällen und gewissenhaften Aufklärungen.“ So ist quasi eine Ausstellung im Buch entstanden, die die Jahre 2000-2016 dokumentiert, von der Sammlerin abschließend erläutert, auf einer Doppelseite (nicht paginiert): „Zeigen auf Nichts“, und dennoch: aufs je Entscheidende… HPR