Haus der Geister
Autor | Frank Goldammer |
Verlag | dtv |
ISBN | 978-3-423-26421-1 |
Jetzt also der Großvater von DDR-Kommissar Max Heller, seinerzeit gestartet im Dresden er 1950er Jahre, einige auch von mir hier rezensiert. Nun zwei Generationen früher: „Kriminalrat Gustav Heller“ ermittelt rund um „Tödliche Séancen und ein geheimes Bordell“ in diesem historischen Lokalkrimi mit annähernd 400 Seiten.
Vielerlei Einblicke ins späte 19. Jahrhundert
…sind der Leserschaft hier geboten, die sich in jene Zeit und das seinerzeitige gesellschaftliche Leben hinein versetzt fühlen mag: Welche mentalen Schranken gab es damals, wie waren die wirtschaftlichen Umstände, was war in und zwischen den Schichten los? Das ist die Story: „Die grausame Rache einer Frau… Im heißen August 1881 werden Kriminalrat Gustav Heller und sein Assistent Schrumm in die alte Villa von Adele Blumfeld gerufen, um den plötzlichen Tod eines Teilnehmers der gerade stattgefundenen Séance aufzuklären. Im Gegensatz zu Schrumm glaubt Heller keine Sekunde an Geister oder die übersinnlichen Kräfte der exzentrischen Gastgeberin. Doch das morbide Haus und vor allem Hermina, das stumme und seit einem Unfall schwer entstellte Dienstmädchen, scheinen ein Geheimnis zu hüten, dem Heller auf den Grund gehen will. Und was hat es mit dem »Roten Verlies« auf sich, von dem immer die Rede ist? Als es zu weiteren mysteriösen Todesfällen in der Villa kommt, nimmt Heller selbst an einer Séance teil und tappt beinahe in eine tödliche Falle …“ Es entstehen interessante philosophische Diskussionen (etwa zu Gott S. 74f. – oder Ockhams Rasiermesser S. 232 und wieder kehrend) wie auch dialogische Auseinandersetzungen zwischen Heller und Schrumm um dessen Geister-Ängste (wie auch Einstellung zur Prostituierten, siehe S. 102f.) mit interessanten Führungs-Themen. Wie stand es damals ums Kinderwohl, etwa in privat organisierten Waisenhäusern (u.a. S. 170f. etc.) – oder auch nach unehelichen Geburten (S. 204f. usw.)? Auch die (Ohn?)Macht der Presse kommt ins Spiel, siehe etwa S. 302f. Nun, alles in allem ein unterhaltsam geschriebenes und zugleich informatives Sittenbild jener Zeit – lesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de