Handbuch Prozessberatung
Autor | Uwe Reineck/Mirja Anderl |
Verlag | beltz |
ISBN | 978-3-407-36509-5 |
„Kultur verändern – Veränderung kultivieren“ – dieses Wortspiel ist das Motto dieses 400-Seiten-Handbuchs, das zugleich Nachschlage-Werk wie auch Arbeitsbuch – mit einer sagenhaften Fülle an konkreten Methoden für unterschiedlichste Anwendungen in der Prozessberatung. Was das eigentlich ist? Die Autoren definieren vier Varianten (S. 15ff., „hart und weich“): Fachberatung/Training, Organisationsunterstützung, Kommunikation und Organisationsentwicklung. Und sie nennen gleich zum Einstieg „zehn bestreitbare Grundannahmen zur Prozessberatung (S. 11f.):
- Anarchie ist die Utopie guter Prozessberatung
- Prozessberater wollen mehr als nur Unternehmen zum Erfolg führen
- Prozessberater sind Unternehmenskulturschaffende
- Prozessberatung ist die Kunst, soziale Beziehungen zielgerichtet zu gestalten
- Prozessberater arbeiten nur für Organisationen erfolgreich, denen sie auch Erfolg wünschen
- Prozessberater glauben, dass Menschen gut arbeiten wollen
- Prozessberater leisten Hilfe zur Selbsthilfe
- Prozessberater lieben Konflikte und Versöhnungen
- Prozessberater denken kurzfristig langfristig
- Prozessberater helfen Organisationen beim Feiern.
Angesprochen sind Berater, Coaches, Prozessbegleiter und Führungskräfte, die nach und nach in diesen Kapiteln schürfen dürfen (große Überschriften mit diversen Unterkapiteln): Basisthemen der P. (Zugänge und Ziele / Menschen,Bilder, Organisationen / Ein paar Ideen und die Urväter der P. / Linke Ideen zu rechten Preisen: Kritik an der OE / Moderationsmethode und P.) – Prozessberatung in Gruppen (Haltungen und Prinzipien der P. in Gruppen / Anlässe und Interventionen mit Gruppen / Beste Kontexte / Gruppensituationen, Methoden und Interventionen) – P. in Organisationen (P. für Organisationen wird zu Passagement / Anlässe und Architekturen) – und abschließend ein „Exkurs: Psychodrama – Methode mit Potenzial“ (S. 368ff.). Blinde Flecken von vier exemplarischen Beratungsansätzen helfen, das Selbstbild von Prozessberatern zu überprüfen (Tabelle S. 61), nämlich von Strategieberatung, psychoanalytischer Organisationsberatung, OE / Change Management und systemischer Organisationsberatung – z.B. „Widerstände können auch durch unpassendes Vorgehen des Beraters hervorgerufen werden“. Ausführlich präsentiert und diskutiert wird das Wertequadrat als Methode (S. 93ff.) – Wert / Abwertende Übertreibung / Positiver Gegenwert / Konträrer Wert (Gegensatz), mit Anwendungs-Beispielen. Methoden wie „Sacred Bundle“ (S. 127), Kampf der Vorurteile (S. 149) und „Interview mit einer Führungskraft“ (S. 201ff.) fand ich besonders beachtenswert – und auch die ausgiebige Sammlung von Musterfragen beim Aufklärungsgespräch (S. 221ff.) – betitelt „… und auch andere Lügen“. Für Leitbild-Entwicklung gibt es Dramaturgien, etwa für den „Leitbild-Workshop“ (S. 318f.). Die Autoren arbeiten auch mit „Architektur“, etwa für ein Dialogbild (S. 344f.). Meine Auswahl ist naturgemäß eine höchst subjektive – jedeR wähle für sich … Nebenbei bemerkt: „change“ steckt in der englischen Übersetzung von „Herausforderung“, nämlich CHAlleNGE – auch eine Botschaft, ihr/wir Change-Manager, gell J … – HPR