Glücksfall Mensch
Autor | Jonathan B. Losos |
Verlag | Hanser |
ISBN | 978-3-446-25842-6 |
„Ist Evolution vorhersagbar? Zufall oder Schicksal?“ titelt und rücktitelt dieses durchaus kontrovers zu diskutierende 350-Seiten-Sachbuch (plus Anhang), „ein faszinierender Naturwissenschafts-Schmöker“.
Evolution – wie funktioniert sie?
Aus der Praxis für die Praxis – hier hat jemand unmittelbar Erfahrung gesammelt, die er nun vermittelt. Ähnlich seinem Vorgänger Charles Darwin. Der Autor sucht Antworten auf Fragen wie diese: „Konnte die Evolution gar nicht anders, musste sie als Krone der Schöpfung den Menschen hervorbringen? Oder würden heute Dinosaurier über die Welt herrschen, wenn vor 66 Millionen Jahren kein Asteroid auf der Erde eingeschlagen wäre? Dem Evolutionsbiologen Jonathan Losos gelang bei seiner Forschung an Eidechsen etwas, wovon Darwin nicht einmal zu träumen wagte: der Evolution bei ihrem Werk zuzusehen und zu beweisen, dass Evolution sich wiederholt. Auf einer faszinierenden Reise um den Globus lehrt uns der begnadete Erzähler Losos, dass die Evolution nicht würfelt – und die Menschheit ihre Existenz dennoch dem Glück zu verdanken hat.“ Oder mit seinen abschließenden Worten: „Günstige Fügung? Ja. Bestimmung? Nein.“
Ein paar Details dazu
… von den vielen, die die (unterhaltsame!) Fülle dieses Bandes ausmachen, unterteilt in drei Teile, nämlich: Doppelgänger der Natur – Evolution im Experiment – Evolution unter dem Mikroskop. Siehe etwa konvergente Evolution: Gleiches / Ähnliches kann an verschiedenen Orten parallel oder auch zeitlich verschoben entstanden sein, siehe diverse Vogel-Arten in Australien (S. 30). Flügel sind zu unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlichen Körperteilen entwickelt worden, bei Fledertieren – Vögeln und Flugsauriern (S. 106: Doppelgänger der Natur). Einsatz unterschiedlicher Strategien, an Nahrung zu gelangen – siehe Schnabel-Arten oder auch Zungenlänge (S. 117ff. z.B.). Freiluft-Experimente zeigen verblüffende Entwicklungen, etwa bei Guppys (siehe z.B. S. 158ff. – auch Leguane z.B. S. 192ff.)) – zwar vom Menschen beeinflusst, doch vergleichbar in unterschiedlichen Echt-Umgebungen. Denn Vorsicht vor Labor-Experimenten: „Die Selektion im Labor … ist unnatürlich, denn in der Natur bevorzugt die Selektion gewöhnlich nicht durchgängig das gleiche Merkmal … (und ist) selten so stark, dass nur die phänotypisch extremsten Individuen überleben und sich fortpflanzen“ (S. 243 bzw. 242). Sehr ausführlich äußert sich der Autor dann zur „ermöglichenden Mutation“ (S. 276 etc.), immer exzellent belegt und illustriert durch seine Berichte aus dem wirklichen Leben. In all dem setzt er sich ausgiebig mit früheren Autoren auseinander, zitiert und diskutiert sie (Gould usw.). Ambiguität in der Natur, faszinierend (S. 346ff)! Ein grundlegender Band „state of the art“. HPR