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Glow

Autor Ned Beauman
Verlag HoCa
ISBN 978-3-455-40454-8

„Glow“ ist ja durchaus mehrdeutig, ganz im Sinne des deutschen „Glühen“ oder „Glut“ – was mit übersetztem Titel evt. deutlicher geworden wäre. Doch da es (auch) um eine Droge geht, scheinbar vordergründig, musste wohl der originale Titel bleiben … Dieser Thriller geht weit über das Gängige seines Genres hinaus, wird geradezu gesellschafts-kritisch, siehe etwa S. 188 über Unternehmen im Vergleich zu Regierungen: „… United Fruit war 108. Chevron war 118. Ded Beers war 120. Aktiengesellschaften überdauerten, im Unterschied zu Regierungen; sie waren unsterblich und effizient und erneuerten sich aus eigener Kraft … die neuen Machthaber würden Lacebark die Konzession nicht wegnehmen, weil sie selbst weiter ihre Anteile kassieren wollten; davon war Zaya überzeugt.“ Lacebark: Das Unternehmen, das der Droge den Markt entwickelt. Zaya: Eine der Hauptpersonen. „Smarte, junge Helden versuchen zwischen dem burmesischen Dschungel und dem Londoner Underground die Welt zu retten. Es geht um Geld, Macht und Drogen. Alles beginnt in einem Londoner Waschsalon, wo ein illegaler Rave in vollem Gang ist. Hier hört Raf von Glow, angeblich die beste Droge der Welt. Doch bevor er sie probieren kann, verliebt er sich Hals über Kopf in Cherish, Tochter einer Burmesin und eines amerikanischen Ingenieurs, der für den Minenkonzern Lacebark arbeitet. Ein höchst suspektes Unternehmen, wie Raf bald erfährt, das sehr an der Zusammensetzung von Glow interessiert ist und deshalb mit weißen Vans Jagd auf Burmesen macht. Doch auf welcher Seite steht Cherish? Und was haben die Füchse zu bedeuten, die plötzlich in ganz London auftauchen?“ (Verlags-Text) Das mit den Füchsen müssen Sie genauso selbst heraus finden wie Sie den diversen verschlungenen Wegen zu folgen haben, auf die der Autor die Leser mitnimmt: Wer hat´s erfunden? Und ist jener Burmese, der von seinen Landsleuten als der Erfinder präsentiert wird, wirklich, wer er scheint? Derlei schafft Spannung. Und auch über gustatorische Sinnes-Verwirrung via Geschmacks-Veränderung erfährt Leser Interessantes, siehe S. 272f.: „Die Frucht einer westafrikanischen Pflanze namens Synsepalum dulcificum .. enthält ein Glykoprotein, das die Form der Geschmacksrezeptoren für Süßes auf der Zunge so beeinflusst, dass sie auf Säure statt auf Zucker reagieren.“ Und schon schmeckt Zitrone – süß, wie allgemein Saures oder Bitteres. Diese Wunderbeere gibt es tatsächlich – und sie wartet auf Zulassung als Nahrungsmittel … Hat fast etwas Dokufiktionales, dieser Thriller. HPR

Hanspeter Reiter