Free – kostenlos
Autor | Chris Anderson |
Verlag | sonstige |
Seiten | 304 Seiten |
ISBN | 978-3-593-39088-8 |
Preis | 39,90 |
„Geschäftsmodelle für die Herausforderungen des Internets“, so der Untertitel des neuen Buches jenes Autors, dem wir bereits „The Long Tail“ verdanken. Jene Gedanken rund um zeitlich erweiterte Lebenszyklen werden zwischenzeitlich eher kontrovers diskutiert, kranken viele Anbieter doch daran, dass sie über einen deutlich längeren Zeitraum abverkaufen, ohne in Summe deutlich mehr Absatz und Umsatz einer Leistung zu erreichen. Worum geht es nun in diesem für Deutschland neuen Band? Letztlich um Altbekanntes: „Gratis“ lockt viel mehr Leser der Botschaft in die Nähe des Produkts oder der Dienstleistung. Schon „immer“ war klar, dass auf diese Weise die Reaktionsquote vervielfacht werden kann, im Verhältnis zu einem direkten Kaufangebot, siehe Direktmarketing, heutzutage „Dialogmarketing“ benannt, um die Interaktivität zu betonen. Dennoch ist diese Erkenntnis für „online“ entscheidend: Schaffe zunächst Aufmerksamkeit, reduziere die Schwelle, erreiche so „traffic“ (wichtig für Werbe-Einnahmen) und biete zudem Mehrwert für Gegenleistung. Den ersten Schritt haben zum Beispiel Medienhäuser schon seit Jahren getan, ohne sich weiter zu wagen – und klagen darüber, dass mit „online“ kein Geld zu verdienen sei, während auf der Printseite immer weniger eingenommen werde (siehe Kauf, siehe Werbung). In der Zeit, in der ich diese Rezension schreibe, wächst die Zahl der Meldungen, dieser oder jener Zeitungs- oder Zeitschriftenverlag werde nun die Gratisnutzung deutlich einschränken (etwa nur Kurzmeldungen offen lassen), um für Gehaltvolles Geld zu verlangen. Cent-Beträge für Artikel (Micropayment) oder „Flatrate-Abos“, etwa 4,95 oder 7,95 € im Monat. Parallel dazu macht sich Medienzar Rupert Murdoch anheischig, dies für seine USA-Medien zu realisieren… Längst bekannte Modelle also, wie von mir in Artikeln (etwa für das Verlagshandbuch, siehe www.input-verlag.de) frühzeitig anaylisiert. Der Unterschied liegt wohl darin, dass JETZT die Zeit dafür gekommen ist, sie breitflächig zu realisieren: Zum Einen sind die Nutzer daran gewöhnt, sich online zu informieren – und ein Gutteil wird darauf auch dann nicht mehr verzichten wollen, wenn´s (etwas) Geld kostet. Zum Anderen ist die Leidensfähigkeit der Anbieter soweit gedehnt (Kittelbrennfaktor!), dass allgemein flächendeckend Medienhäuser bereit sein werden, endlich zum Gratis-Angebot auch ein Premium-Angebot zu platzieren. Bleiben wir bei Verlagen und zugleich im (Weiter-)Bildungsbereich: Brockhaus ist keineswegs daran gescheitert, dass Wikipedia als Gratisangebot die Nachfrage qualitativ und quantitativ zugedeckt hätte. Vielmehr kamen die Modelle zum falschen Zeitpunkt, etwa das Abo online: Da war vorher zu viel experimentiert worden; Bertelsmann kehrt mit der Marke Brockhaus in seinem Direktvertrieb inmediaONE] zu alten Wurzeln zurück, die weiter funktionieren. Frühzeitig hatte man übrigens das Modell Gratis-Premium auf xipolis.net im Verbund mit der Mutter Langenscheidt und dem Holtzbrinck-Verlag platziert – doch da galt „die Rache des frühen Angebots“… Zurück zum konkreten Inhalt von „Free“: Schon Rockefeller wird nachgesagt, durch Verteilen von Gratis-Lampen in China den Markt für sein Öl eröffnet zu haben * viele Beispiele aus der realen Welt – Übergang auf online * dazu passt „Negativ-Option“ bei Zeitschriften (oder übrigens auch Fernlehrkursen!): erst prüfen, dann ggf. absagen – oder dabei bleiben * Freemium und Freebies bei social media (die allerdings mehr und mehr als PR = Öffentlichkeitsarbeit im Marketing-Budget platziert werden, statt als Promotion bzw. Sales) * andererseits: zu starkes Pushen durch Gewinnspiele bedeutet hohe Quantität bei miserabler Qualität der Kontakte, aus denen kaum mal Kontrakte werden * Leads bei btb-Angeboten etwa via White-paper-Abruf werden teuer bezahlt und bringen viel = ich muss mich „outen“, um die wertige Info kostenlos zu erhalten. Wenn Sie eLearning-Elemente überlegen, denken Sie auch hieran: Gratis-Angebote in Verbindung mit Werbung, bezahlte Abnahme dagegen werbefrei – auch ein Modell! Fazit: Setzen Sie Ihre Kräfte jetzt frei! Denn nach und nach werden (weitest gehend) alle Anbieter einer Branche Modelle im Web umsetzen, die mehr oder weniger denen von Anderson entsprechen…