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Flammenalphabet

Autor Ben Marcus
Verlag Hoffmann & Campe
ISBN 978-3-455-40370-1

Die Wirkung von Sprache ist es, die der Autor quasi metaphorisch thematisiert. Und zwar im Sinne von Außenseitertum und Schuldzuweisung – wie so häufig in der Weltgeschichte trifft es Juden … Eine schreckliche Epidemie greift um sich, deren vielerlei Symptone ausgiebig beschrieben werden. Doch was letztlich dahinter steckt – nun, die Sprache wohl?! Jene von (pubertierenden) Teenagern ist offenbar der Auslöser, in der Beschreibung zeichnen sich typische Generationen-Konflikte ab. Claire und Sam flüchten schließlich, um sich von der Tochter Esther zu entfernen. Doch Claire stirbt, scheint jedenfalls so. Sam versucht Lösungen zu finden, ist in ein Wissenschafts-Programm integriert, dessen Sinn jedoch auch sehr infrage steht. Spitzeltum und Selbstjustiz greifen um sich – auch Erinnerungen ans Dritte Reich lässt diese Darstellung aufleben. Doch dreht sich immer wieder alles um Sprache: „In den Beweisen fand ich den historischen Präzedenzfall für die Sprachvergiftung … Hippokrates, Avicenna, eine lange Liste von Experten, die wussten, ohne es wirklich zu wissen, dass unsere stärkte Verschmutzung verbal war.“ (S. 128) „An meinem Pult verfolgte ich jeden Tag den Gedanken, dass das Alphabet, wie wir es kannten, zu komplex war, vollgesogen mit Bedeutung, und das Gehirn dazu stimulierte, eine Chemikalie zu produzieren, die offensichtlich tödlich war. Die Bestandteile unseres Buchstabensystems lösten, in Kombination, eine üble Reaktion aus.“ (S. 257) Nun testet Sam alle möglichen Varianten, Vereinfachungen, Veränderungen, die dann wiederum an Testpersonen ausprobiert werden.  „Jede dieser Sprachen erschuf ich mit akkuraten Beispiel neu, und jedes dieser Beispiele wurde aus meinem Büro von einem Techniker abgeholt …“. Und wer ist LeBov, der sich in einem Gespräch mit Sam als Hobby-NLPer entpuppt: „Das nennt man Spiegeln… Du nimmst das Verhalten deines Gegenübers an, steigerst es dann.“ (S. 331) Irgendwie steckt er hinter den Geschehnissen, doch wie? Und was macht Sam nun aus der Sprache, wie kann er wieder mit Claire zusammen sein? Allgewalt der Sprache … –  HPR

Hanspeter Reiter