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Finsternis in Breslau

Autor Marek Karajewski
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-21347-9

„Ein Kriminalroman mit Eberhard Mock“, einem wieder kehrenden Protagonisten also. Ganz frisch veröffentlicht (das Original stammt aus dem Jahr 2009, die TB-Ausgabe bei dtv ist die deutsche Erstausgabe), spielt dieser Krimi im Jahr 1937 in noch anderer Geografie. Anti-Nazi und Abwehroffizier Mock  ist lieber außerhalb deutschen Einflussgebietes unterwegs – wobei, was will das schon heißen, im polnischen Lemberg … In Kommissar Popielski findet er einen kongenialen Denker (Klassik!) und Handler (Hauptsache Fall gelöst …). Inwieweit der Autor griechische Philosophie als Diskussions-Basis für jenseits üblichen Rechtsverständnisses anzusiedelnde Umgangsweisen mit Verbrechern (oder Menschen, die für solche gehalten werden) verstanden haben möchte, bräuchte intensivere Analyse als ich sie mir bei Krimi-Lektüre zumute. Jedenfalls ein Hochseilakt zwischen intellektuellen Auseinandersetzungen, Völlerei in jeglicher Hinsicht (Fressen, Saufen, Huren – um deutliche Worte zu verwenden) – und Verfolgen eines Ungeheuers in Menschengestalt, der wie der mythologische Minotaurus Jungfrauen mordet. Vielerlei Irrwege führen letztlich dennoch zum Täter – womit allerdings der Fall noch nicht gelöst ist: Popielski selbst wird mit verstrickt – und löst die Situation in Eigenhandlung, unterstützt von Mock: Schiere Selbstjustiz, „passend“ zur damaligen Zeit … Beeindruckender Einblick in Gesellschaft und Politik der Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. – HPR

Hanspeter Reiter