Evaluation von eLernprozessen
Autor | Mayer, Horst Otto, Willy Kriz (Hrsg.) |
Verlag | sonstige |
Seiten | 260 Seiten |
ISBN | 978-3-486-59210-8 |
Preis | 34,80 |
Auch in der Weiterbildung wird Digitalisierung, vor allem in der Form der unterschiedlichen Varianten und Kombinationen von e-learning und Social Games, gefeiert und mit einer zuweilen beängstigenden Begeisterung als ideale Lehr-Lernform emporgehoben. Und dies, obgleich seriöse Beweise für sowohl didaktische, für Lernerfolge, die sich dem digitalen Lernformat verdanken, fehlen als auch für den Transfer in den praktischen Alltag etwa von Unternehmen.
Auf die Lücke der systematischen wissenschaftlichen Evaluation antwortet der Reader. Er versammelt Aufsätze zu Evaluation von elearning-Prozessen und -Formaten, von elearning 1.0 und 2.0, ePlanspielen, digitalen Lernspielen, Mikrolernangeboten. Die wenigen Studienergebnisse, die es gibt, und Modelle zur Evaluation werden vorgestellt. Dass die Ergebnisse mit großer Vorsicht zu betrachten sind, liegt nicht nur daran, dass sie sich darin unterscheiden, welche Evaluation präferiert wird: formative oder summative. Die erst genannte beginnt mit dem didaktischen Konzept und dem Design und wird begleitend durchgeführt; die zweit genannte orientiert sich an Ergebnissen. Die Unterschiede, Chancen und Grenzen beider Formen werden ebenso diskutiert wie Möglichkeiten und Grenzen evaluativer Bemühungen überhaupt.
In den Aufsätzen findet der Leser jene, deren Schwerpunkt auf der Darstellung eines theoretischen Modells liegt. Betonenswert ist, dass Evaluation mit unterschiedlichem Fokus betrieben wird, etwa mit dem Fokus auf das jeweils didaktisches Konzept und seine Passung zu den Zielen; mit dem Fokus auf Lernprozesse und der Frage nach den Bedingungskonstellationen, unter denen welche Art von Lernen stattfindet und welche Einflussfaktoren in der Evaluierung zusätzlich berücksichtigt werden müssen, intra – wie interpersonale bis hin zu Infrastruktur. Insgesamt werden Lerneffekte vor allem im Begriff des Wissenserwerbs evaluiert – eine weitere Kategorie wäre die der Handlungswirkungen, die wenig auftaucht, aber für Unternehmen besonders relevant ist.
Die meisten Autoren verknüpfen das theoretische Modell mit der Evaluation entweder eines elearning-Formats bzw. einer Plattform, beispielsweise eines Lernspiels, oder bieten mehrere Beispiele an. Zudem gibt es Praxisberichte.
Grosso modo herrscht Konsens darüber, dass die Evaluationsforschung von Lehr-Lern-Prozessen und –effekten sowie ihren Transfer im Rahmen digitaler bzw. multimedialer Angebote noch in den Kinderschuhen steckt. Es gibt zaghafte Hinweise darauf, dass es Lerneffekte (Wissenserwerb) gibt. Doch diese sind noch keinesfalls verstanden. Ganz zu schweigen vom Erklärenkönnen der Lernprozesse, also von dem, was die vermuteten oder erhofften Effekte bewirkt, oder gar, ob, inwiefern und wie ein Transfer in den Alltag stattfindet.
Dieses Buch ist eines für Lehrende und Weiterbildner. Es sorgt für Wissen und Ernüchterung – und daher erfordert die Lektüre Mut von jenen, die bisher dem Hauptstrom der Begeisterung für Digitalisierung und Multimedia unkritisch folgen. Die Ernüchterung durch Wissen ermöglicht, eine intellektuelle Distanz zum Geschehen und zu Moden einzunehmen sowie, e-Angebote selektiv(er) einzusetzen.
Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de