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Erwerb kognitiver und methodischer Handlungskompetenzen zur Bearbeitung komplexer Planungsprobleme

Autor Christoph Hemberger
Verlag Herbert Utz
ISBN 978 3 8316 4262-5

Der umfangreiche Titel der Dissertation (2012) verweist auf eine wissenschaftliche empirische Arbeit und enthält sämtliche relevanten Stichworte, um die es dem Autor geht. Die umfangreiche empirische Studie basiert auf einem von DFG gefördertem Projekt und weiteren Arbeiten/ Büchern, an denen der Autor mitgewirkt hat.

 

Auch wenn das vorgestellte Trainingsprogramm von „komplexen Problemstellungen der räumlichen Planung“ (Stadtplanung) ausgeht, ist das schlussendlich skizzierte „Modell kognitiver Kernkompetenzen beim komplexen Problemlösen“ (Kapitel 9) beziehbar auf disziplinunabhängige, insofern transdisziplinäre Frage-, Themen-, Problemstellungen im Umkreis nicht nur komplizierter, sondern komplexer Aufgaben. Daher ist es (gerade auch) für Weiterbildner interessant.

 

Das Buch liest sich, als wendete der Autor sein Modell selbst an. Wie in zwar wissenschaftlichen, leider aber nicht in sogenannten populärwissenschaftlichen Ausführungen selbstverständlich werden theoretische, epistemologische Annahmen, Begriffe, Theoreme, Funktionalität von verwendeten Konzepten und Ansätzen expliziert, Thesen begründet und Folgerungen auf den jeweils theoretischen und, im empirischen Teil, empirischen Datenfundus bezogen. Das gesamte Design und die Evaluation der empirischen Funde werden ausgewiesen, diskutiert und auf das (10-tägige) Trainingsprogramm für Studierende bezogen.

 

Ausführlich erläutert Christoph Hemberger etwa jene psychologischen Modelle und kognitiven Ansätze (z.B. Key Six, Planungsmodell der dritten Generation) sowie deren Auswahl und Funktionalität, die in Konzept und Durchführung des Trainingskurses eingehen, und wie sie umgesetzt, operationalisiert und evaluiert werden. Die Auswertung nimmt der Autor sehr differenziert vor für jedes Item des kognitiven Modells und seiner Anwendung.

 

Gerade Weiterbildnern in der Erwachsenenbildung sei diese Untersuchung empfohlen, da in Kontexten von Gamesozialisation, audiovisueller Sozialisation, Micro-Lernen u. dgl. und der gleichzeitigen Existenz hochkomplexer Gegenwartslagen, Problemen, Aufgaben – auch in der Unternehmens- und Führung von Mitarbeitern, Peers, Vorgesetzten, Kunden, Lieferanten etc. – exakt dies: die von Christoph Hemberger betonte Notwendigkeit, sachbezogene, rationale, kognitive, reflexive Kompetenzen auszubilden und systematisch anzuwenden, zu kurz kommen. Insbesondere in der betrieblichen Weiterbildung ist es verbreitet, aufgrund des Fokus` auf Emotion und Motivation, auf Partizipation im Umkreis des sog. Mitmachweb u.ä., kognitiv (intellektuell) eher oberflächlich und psychologistisch zu agieren und sich mit mehr oder mehr schlagwortartigen Hinweisen zu begnügen, Fertigkeiten komplexen Denkens und Handelns auszubilden.

 

Die Lektüre ist ein Gewinn für alle jene, denen es wichtig ist, in der Weiterbildung systematisch kognitiv zu befähigen. Es liefert sowohl wesentliche Erkenntnisse, Umsetzungsvorschläge, Modelle und „Tools“ fürs Vorgehen als auch Ansätze zu kontroverser konstruktiver Diskussion. Für letzteres mag insbesondere der (begründete) Ansatz sorgen, außerordentliche Sorgfalt auf die Problemeinkreisung als Komponente des prädezionalen Handelns zu verwenden statt primär auf Ziele und Zukunft zu gehen. Das ist für alle, die Problemfokus mit Problemtrance übersetzen und für das Primat der „Lösungstrance“ plädieren, ob mit Positiver, Systemischer oder andersartiger Psychologie unterlegt, eine besondere Herausforderung. Es lohnt sich, diese einzugehen.

 

Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de

 

Regina Mahlmann