Erinnerung an einen schmutzigen Engel
Autor | Henning Mankell |
Verlag | Zsolnay |
ISBN | 978-3-552-05579-9 |
Das ist jetzt endgültig die „Nach-Wallander-Zeit“, mit einem historischen Roman, der in seiner Wahlheimat spielt: Afrika, siehe etwa „Mein Herz schlägt in Afrika. Eine Reise mit H.M.“. Mit 18 Jahren ist Hanna gezwungen, ihre Heimat Nordschweden zu verlassen – zu Anfang den 20. Jahrhunderts eine besondere Herausforderung. Die führt sie über eine Verkaufs-Niederlassung eines der Familie bekannten Lieferanten schließlich auf einen Frachter, den sie in im Hafen der portugiesischen Kolonie Mocambique heimlich verlässt. Davor hat sie schon einiges erlebt: Vor unwirtlichen Lebensverhältnissen und sie bedrängenden Männern auch von Verwandten am Zwischenort kaum geschützt, ist das Schiff die Fluchtchance für sie. Dort heiratet sie einen der Matrosen, der jedoch an einer Krankheit stirbt. An Land muss sie ihren Weg finden – in einem Hotel, das sich schließlich als Bordell heraus stellt. Der Inhaber wirbt um sie – und schließlich akzeptiert sie ihn als Ehemann. Sie erlebt als Weiße den Rassismus ihrer Mit-Weißen und deren brutalen Umgang mit den schwarzen Prostituierten. Nach dem Tod ihres nun schon zweiten Mannes gehört ihr das Bordell. Doch ihr Versuch, in die koloniale Ordnung einzugreifen, wird auch von den schwarzen Kolleginnen keineswegs goutiert. Noch dazu, als sie sich mit einem Schwarzen einlässt … „Das Bordell ist ein grausamer Treffpunkt der Macht und der Machtlosen, an dem die Liebe zur Ware wird. Aber es ist auch ein Ort, wo sich Schicksale zu einer solchen Geschichte verknüpfen, wie ich sie noch nie geschrieben habe.“, so der Autor. Angelehnt wird die Erzählung an ein Tagebuch der Hanna Lundmark aus dem Jahre 1905, das zufällig beim Umbau eines Hauses 2002 gefunden wird. Ein komplett anderer Mankell, dennoch: fesselnd, wie seine Wallander-Thriller. – HPR