Einführung in das systemische Wissensmanagement
Autor | Helmut Willke |
Verlag | sonstige |
ISBN | 978 3 89670 824 3 |
Der Soziologe Helmut Willke, ursprünglich Universität Bielefeld, seit 2008 als Professor für Global Governance an der ZFU in Friedrichshafen am Bodensee legt mit seiner Einführung in das systemische Verständnis von Wissen und dem Management von Wissen ein Bändchen vor, dessen Lektüre den Gebrauch der Worte Wissen, Management, Wissensmanagement sorgfältiger wählen lässt.
Wissensmanagement gilt Helmut Willke als Ausschnitt oder Teil eines systemisch verstandenen Managements, das seinerseits „als Teil des allgemeinen Managements verstanden und praktiziert werden“ sollte – die Prinzipien eines systemischen Managements verstärkend (S. 116). Die insgesamt 9 „Prinzipien des systemischen Managements“ verdeutlichen die Nähe zu der Luhmannschen funktionalen Systemtheorie, derzufolge Systeme aus Kommunikation (und nicht aus Menschen), aus Mustern, Strukturen, Beziehungen bestehen und deren Dynamik bestehen. Gleichzeitig betont der Autor als „Quellen“ systemischen Denkens neben der soziologischen zwei psychologische, nämlich die Gestalttheorie und die systemische Familientherapie. Auch sie betonen den Gesichtspunkt der Kommunikation – wenn auch unter verschiedenen Vorzeichen, der naturwissenschaftlichen und der sozialpsychologischen bzw. der konstruktionistischen, interaktionistischen, sprachlich-basierten in dem Verständnis von Kenneth J. Gergen.
Nach der Erläuterung der Quellen sowie dem Nutzen systemischen Denkens, führt der Autor drei Hauptkomponenten: Personenführung, Optimierung weiterer Ressourcen und Erreichen organisationaler Ziele, und mit ihnen verbundene Kompetenzen von Management auf. Anschließend setzt er dies in Bezug auf die Spezifika systemischen Managements.
Da es um das Management von Wissen geht, konkretisiert H. Willke, was er unter Wissen und Nichtwissen (binäre Codierung) versteht bzw. wie aus „Daten“ Wissen entsteht, über „Information“ bis hin zu im- und explizitem und öffentlichem bzw. privatem Wissen – und das Systemische am Verständnis daran. Erst im 4. Kapitel widmet sich der Autor einigen theoretischen Leitfragen, die Auskunft darüber geben, wie im systemischen Verständnis Wissen erzeugt wird. Stichworte hier: Wissen und Lernen, Wissen/Nichtwissen als Wissensformen, individuelles/personales und organisationales Wissen, Lernen von Personen, Organisationen, Lernstufen-Idee. Dann widmet sich der Professor der Frage praktischer Umsetzung von Aspekten systemischen Wissensmanagements. Hier finden Berater Antworten auf Fragen, die sowohl weit bekannt sind, etwa die Frage nach Technologie/Technischen Tools, deren Funktion und Einführung, Notwendigkeit eines langen Atems, Instrumente zur Einführung und Nutzung von Wissensmanagement mit besonderer Betonung des Mikroartikels als Instrument; auch die Wissenslandkarte kommt zum Zuge, die in ihrer Essenz (Aufbau, Funktion, Nutzen) und ihrer organisationalen Einbettung knapp skizziert wird. Im Ausblick wird Wissensmanagement als systemischer Prozess sowohl geschildert als auch grafisch dargestellt: Der „Aufbau von intellektuellem Kapital durch Wissensmanagement“ (S. 120) verdeutlicht noch einmal, dass Wissensmanagement ein Prozess ist, der – wie Management selbst – iterativ funktioniert und sich an veränderte Tempi, Inhalte, Rahmenbedingungen insgesamt stets anzupassen leisten muss. Hanspeter Reiter, www.dialogprofi.de