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Ein Tanz mit Drachen

Autor George R.R. Martin
Verlag Penhaligon
ISBN 978-3-764-53102-7

Dies ist der 10. Band von „Das Lied von Eis und Feuer“, der literarischen Vorlage für „Game of Thrones“. Durch Artikel über diese TV-Serie bin ich überhaupt erst aufs Buch gestoßen – und war neugierig: Nun, ein wahres Epos über eine andere Welt, einer früher Zeit oder auch Mittelalter entsprechenden, wie sich an Ritter- und Königs-Modellen weist. Fantasy (mit Anklängen an Menschheits-Mythen, Königreiche, Märchen und Sagen. Und zugleich ein wenig SciFi spielen rein, und dazu ein gigantisches Personal, das im Anhang ausführlich beschrieben wird (600 Profile von Charakteren und 550 Orte u.a.). Für Fernseh-Zuschauer gibt es inzwischen ja Spoiler, die helfen, zuviel vom früheren Geschehen zu erleben: Könnte ja vorweg genommen sein, wenn mir frühere Episoden noch fehlen, weil ich in ein aktuelles Ausstrahlen rein schaue … Epos geht so weit, dass der Autor (und mit ihm der Übersetzer, hier: Andreas Helweg) sogar mit Sprache spielt: „Dieser hier gehorcht“ sagt Grauer Wurm (S. 643), wenn er sich selbst meint – ähnlich seine Landsfrau als Zofe der Königin Dany. Übrigens würden für die Bände ab 9 im Deutschen diverse Namen angepasst, wie auf S. 782 bis 796 dokumentiert … Führung spielt eine extrem große Rolle in einer Geschichte, in der es vor allem um dies geht: Kampf, Schlacht, Gewinnen und Verlieren. Unterschiedlich die Modelle, schlimm die Intrigen – siehe etwa S. 642: „Ser Barristan ließ jeden Mann seine Gedanken vortragen … Und nachdem über alles geredet und gestritten und entschieden worden war, kam Symon Striemenrücken auf einen letzten Punkte zu sprechen … werden die Drachen kommen? … Die Drachen werden tun, was die Drachen tun werden … Dann bedankte er sich bei ihnen alles und schickte sie fort.“ Im Verlags-Text heißt es lapidar, zu diesen über 700 Seiten: „Daenerys Targaryen, die Königin der Drachen, muss sich entscheiden, welchen ihrer adligen Freier sie heiraten wird. Wer wird der mächtigste Verbündete für die Eroberung von Westeros sein? Es ist eine rein politische Entscheidung, denn Daenerys‘ wahre Liebe gilt einem einfachen, aber machtlosen Söldner. Leider haben in diesem Fall die Wünsche einer Königin keine Bedeutung. Über das Schicksal von Westeros entscheiden jedoch nicht die Intrigen der Adligen. Denn die Anderen jenseits der Mauer bereiten den entscheidenden Schlag vor. Jon Schnee und die Nachtwache könnten sie aufhalten. Aber kann der junge Kommandant noch auf die Loyalität seiner Männer vertrauen?“ Gute Fragen J … beantwortet in Kapiteln, die paralleles Geschehen beschreiben, besser: erleben lassen. Denn Leser erfährt Gedanken der primär handelnden Personen und dann wieder die Perspektive es Erzählers: Das schafft Abwechseln und hält die Spannung hoch. Wird die Königin den Drachenritt überlegen? Wenig Platz ist für happy-endings, viele Helden sterben – und immer sind Tod durch Hunger, Frost und Krieg allgegenwärtig … Nun, ein Epos halt! Der nächste Band ist schon angekündigt, der aktuelle macht Appetit darauf – wie auch aufs Lesen der vorherigen … HPR

Hanspeter Reiter