Dunkle Halunken

Pratchett kann auch anders: Wer ihn von seinen Scheibenwelten-Romanen kennt, findet hier eine völlig andere Welt – jene des 19. Jahrhunderts. Dies ist eine Art dokumentarischer Roman rund um Charles Dickes und seine Figuren, mit der Hauptperson „Dodger“, seines Zeichens Meister-Tosher, d.h. er durchwühlt die Kanäle der Londoner Unterwelt, die schon seit den Zeiten der Römer existieren, immer bewacht von der „Lady“, der Göttin der Kanalisation, seinerzeit bekannt als „Cloacina“ … Doch er kann auch anders, auch im Auseinandersetzen mit „dunklen Halunken“, die hinter „seinem“ Mädchen her sind, das er nächtens vor noch schlimmeren Prügeln bewahrt als sie schon hat hinnehmen müssen – oder gar vor Schlimmerem. Wie aus Simplicity schließlich „Serendipity“ wird, dieses wie jenes Deckname, in politischen Verwirrspielen, Dickens wie auch Disreali inklusive, das erfährt LeserIn in einem vergnüglichen und zugleich immer spannendem Geschehen. Erzählt aus der Perspektive eben jenes Dodger, eines Schlawiners mit Herz, der sie alle gewinnt – die Herzen der anderen mehr oder weniger Schurken wie auch der „Obrigkeit“. Eingewoben in vielerlei wahre Figuren und Geschehnisse der britischen (Londner) Geschichte, wie der Autor in seinem Nachwort noch erläutert. Übrigens ganz im Stile des Meisters Dickens selbst … Sie finden ein erlenes Sittenbild des Londons in der Frühzeit der viktorianischen Zeitalters, zugleich als eine Art „Entwicklungsroman“ des Helden. Sehr empfehlenswerte Mixtur aus Dichtung und Wahrheit!! – Bedauerlich des Autors Ableben … HPR

Hanspeter Reiter