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Die Welten der documenta

Autor Paul Buckermann (Hg.)
Verlag Velbrück
ISBN 978-3-95832-285-1

„Wissen und Geltung eines Großereignisses in der Kunst: Wissen und Geltung eines Großereignisses der Kunst“ findet die interessierte Leserschaft hier in gut einem Dutzend Perspektiven beleuchtet und auf 240 Seiten präsentiert. Passend im documenta-Jahr 2022 veröffentlicht – in einem besonders diskursiven noch dazu, siehe: Antisemitismus?!

Kunst, Politik und Gesellschaft
…finden sich in dieser besonderen Kunstschau von globaler Geltung in besonderer Manier zusammen – und das schon von Anfang an. Wie auch seit 1955 umstritten und diskutiert – und nun in (leider) besonderem Maße quasi einen Kreis schließend: Ging es seinerzeit um die (verschwiegene) Nazi- und Antisemitismus-Vergangenheit zentral handelnder Personen, sind es aktuell entsprechende Aspekte beim Kuratorium wie bei einigen Kunstwerken. Was erneut klar belegt: „Die documenta stellt durch ihre globale und konzeptuelle Sonderstellung nicht nur einen einzigartigen Fall von kultureller Wissensproduktion und -vermittlung dar, sondern sie ist auch selbst prominenter Gegenstand in zahlreichen Wissenskulturen in Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft. Wie ist eine derartige epistemische Pluralität und wie sind solche gesellschaftlichen Verflechtungen über symbolische Grenzen hinweg möglich und welchen Stellenwert haben dabei kulturelle Großereignisse? Dieser Essayband versammelt sozial- und geisteswissenschaftliche Perspektiven, die nach solchem Wissen durch und über die documenta fragen.“ Und damit für jede Art von deren Besuch, ob professionell oder interessiert laienseitig:

Ist derlei Kunst-Darstellung eigentlich noch zeitgemäß?
Das pointiert treffend das abschließende Kapitel mit provokativem Titel „Auflösung“, oha?! Nun, „einerseits produzieren und vermitteln ausgestellte Kunstwerke, kuratorische Konzepte und kunstpädagogische Programme spezifische Wissensinhalte und -formen. Welchen epistemischen Regimen unterliegen sie dabei jeweils und welchen Geltungsbedingungen werden sie mit welchen Überzeugungsstrategien gerecht? Welche Rolle kann dann künstlerisches Wissen für breitere Debatten spielen und welchen Stellenwert übernehmen dabei kulturelle Großereignisse? Andererseits ist die documenta aber auch selbst Gegenstand und Projektionsfläche zahlreicher Debatten und auch widersprüchlicher Interessen. Hier kreuzen sich in besonderer Weise unterschiedliche Be- und Verwertungskulturen sowie konkurrierende Erwartungen an Kunst. Welche Rolle nimmt die documenta dabei in unterschiedlichen Wissenskulturen, epistemischen Gemeinschaften und konkurrierenden Denkstilen ein und wie können verschiedenen Weltsichten sich an ihr vermitteln? Die Beiträge dieses Bandes, unter anderem aus Soziologie, Kunstgeschichte und Politischer Theorie, zeigen an ausgewählten Beispielen zwischen 1955 und 2022 die epistemischen und sozialen Bedingungen von unterschiedlichen Wissens- und Geltungsansprüchen auf und behalten dabei die freiwilligen und erzwungenen Kontaktzonen zwischen Wissenskulturen im Blick.“ Vielerlei Bezüge zur aktuellen d15 sind eingewoben, immer wieder die Rolle einer documenta in Zeiten wie diesen hinterfragt: Wer wie ich seit vielen Jahrzehnten (nämlich seit 1982) fast jeden Zyklus sich gegönnt hat, sollte sich diese Fragen erst recht stellen! Ich habe mir die d15 jedenfalls verkniffen – obwohl sie auch ungewöhnlich viel Stoff zu Comics geliefert hat (siehe Lars Törne im Tagesspiegel)… Schade eigentlich: Mal sehen, wie´s mit der documenta weiter geht… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter