Die Tyrannei des Wachstums
Autor | Jason Hickel |
Verlag | dtv Hardcover |
ISBN | 978-3-423-28163-8 |
„Wie globale Ungleichheit die Welt spaltet und was dagegen zu tun ist“ untertitelt dieser informative Band, der via Perspektiven-Wechsel seinen Lesern viele Einsichten liefern kann – und das eine oder andere Aha-Erlebnis.
Immer wachsen oder was?!
Denn letztlich läuft alles genau darauf hinaus: Nur wenn wir es schaffen, den Wachstums-Drang zu mindern, haben Menschheit wie Erde im jetzigen Zustand eine Weiterlebens-Chance. Das mag antikapitalistisch klingen, ist es jedoch nur bedingt, einfach einem kritischen Blick auf Gegenwart wie Vergangenheit in Europa und drum herum geschuldet. Denn „Seit Dekaden hören wir, Entwicklung hilft: Die südlichen Länder der Welt schließen zum reichen Norden auf, die Armut hat sich in den vergangenen 30 Jahren halbiert, bis zum Jahr 2030 ist sie verschwunden. Das ist eine tröstliche Geschichte, die von Politik und Wirtschaft gerne bestätigt wird. Aber sie ist nicht wahr. In Wirklichkeit hat sich die Einkommenslücke zwischen Nord und Süd seit 1960 verdreifacht, 60 Prozent der Weltbevölkerung verdienen weniger als 4,20 Euro am Tag. Armut ist kein Naturphänomen, sie wird gemacht. Der Autor entlarvt die Wachstumsideologie und zeigt auf, dass Armut ein politisches Problem ist, für das radikale politische Lösungen erforderlich sind. Voraussetzung ist eine Revolution im Denken.“ Der Autor versteht es, aus dem Erinnern vergrabener Geschehnisse gegenwärtige Ungleichheit verständlicher zu machen. Und vor allem zeigen seine feinen Analysen, wie unfair Darstellungen aktueller Schein-Entwicklungen doch sind. Ob nun Armut, Krankheit oder Beteiligung: Ein wahrer Augenöffner, der sein Leben lang aus eigenem Erleben seine Berufe gewählt hat: »Ein Buch voller Fakten, Zorn und Herzblut.«, das meint Anthony Loewenstein, Autor von „Disaster Capitalism“. Ziel des Autors ist es, „Schluss mit der globalen Ungerechtigkeit“ zu erreichen.
Einblicke in Inhalte
… bietet natürlich der Überblick der Kapitel: Die Kluft (u.a. Entwicklungswahn) – Über Gewalt (u.a. Vom Kolonialismus zum Staatsstreich) – Der neue Kolonialismus (Schulden …) – Die Kluft schließen (Von Wohltätigkeit zu Gerechtigkeit). Themen wie Entwicklungshilfe (nonsense) oder gewollte „Revolutionen“ in Entwicklungsländern (siehe US-Politik!) rollt der Autor auf. Und lässt Erinnerungen aufpoppen: Als Mitglied des EPolAK (Entwicklungspolitischer Arbeitskreis) und anderer Runden in der EvJu München (Evangelische Jugend) engagierte ich mich zusammen mit Schulkameraden zu Themen wie „Alles Banane“ (United Fruit Company und ihr „Einfluss“ in Lateinamerika). Mit diesem aktualisierten Blick darauf ist zu konstatieren: Es hat „sich“ nichts getan – alles wie vor 45 Jahren. Oder schlimmer: Wohin wird uns das führen? HPR – nachdenklich…