Die Sprachreiniger
Autor | Karl-Heinz Göttert |
Verlag | Propyläen |
ISBN | 978-3-549-10009-7 |
„Der Kampf gegen Fremdwörter und der deutsche Nationalismus“ zeigt gleich die enge Verbindung zwischen beiden Themen, die den „Allgemeinen deutschen Sprachverein“ von Anfang an – tja, auszeichnete? Begleitete? Wie auch immer, hier ging es um mehr (und anderes) als „reine Sprachpflege“…
Sprach-Nationalismus
… in vielerlei Facetten hat der Autor hier zusammen getragen, in ausgiebiger Recherche und detaillierter Darstellung. Seien es die prägenden Protagonisten (im Vorstand oder eher „im Hintergrund“), sei es das Begleiten der Nazi-Zeit – und damit generell auch Themen wie Rassismus oder übertriebenes rückwärts Gewandtseins. „Nirgendwo entwickelte sich der Sprachnationalismus des 19. Jahrhunderts so rigoros und militant wie in Deutschland. Und nirgendwo waren die Folgen derart fatal. Karl-Heinz Göttert liefert mit seiner historischen Studie des Allgemeinen deutschen Sprachvereins eine bittere Realsatire aus dem Giftschrank der deutschen Kulturgeschichte – mit hohem aktuellen Bezug.“ Denn das eine oder andere kehrt nun wieder, mit allen Gefahren, wie aus der Geschichte wohl bekannt …
Sprache wirkt!
… und sie entwickelt sich, weshalb Fremdwörter im Laufe der Zeit schlicht Lehnwörter werden – oder als solche derart ins Sprachsystem integriert sind, dass sie als solche nicht mehr erkennbar sind – jedenfalls für Laien, die typischen Anwender von Sprache also. Doch natürlich gibt es andere Sichtweisen, semiprofessionelle etwa: „Schmach über jeden Deutschen, der seine heilige Muttersprache schändet!“ So wetterte Otto Sarrazin [ja, weitreichend verwandt mit dem bekannten Zeigenossen!] 1914 gegen alle, die es wagten, aus Fremdsprachen übernommene Lehnwörter zu verwenden. Er war der Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Sprachvereins, der zwischen 1886 und 1943 versuchte, die deutsche Sprache von fremden Einflüssen reinzuwaschen. Unter viel Applaus fochten seine Mitglieder darum, Worte wie „Sauce“ oder „Dame“ aus dem Wortschatz zu entfernen. Dabei verband sich dieser Kampf mit einem Chauvinismus, der geradewegs in Fremdenhass mündete, den Kriegsausbruch als Chance auf Deutsch als Weltsprache begrüßte und schließlich den Rassismus der Nazis aufnahm. Der Germanist Karl-Heinz Göttert hat die so erfolglose wie unheilvolle Geschichte dieses dogmatischen Intellektuellenzirkels umfassend recherchiert. Sein Buch zeigt, wie vernunftbegabte Bildungsbürger auf nationalistische Abwege geraten.“ Vielerlei Einblicke also, exzellent eingeordnet und dargestellt. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de