Die soziale Eroberung der Erde
Autor | E.O. Wilson |
Verlag | C.H. Beck |
ISBN | 978-3-406-64530-3 |
… hat die Auszeichnung „Wissensbuch des Jahres 2013“ in der Kategorie „Überblück“ gewonnen, als „das informativste Buch“ lt. „bild der wissenschaft“. Und durchaus zu Recht, wie ich nach Lektüre meine, bringt der bekannte Autor doch „eine biologische Geschichte des Menschen“ kompakt und zugleich umfassend-nachvollziehbar. Das Fazit in wenigen Sätzen zieht der Verlag selbst treffend in seiner Presse-Info, die deshalb auch zitiert sei: „Egoismus oder Nächstenliebe, Eigennutz oder Kooperation – was liegt mehr in der Natur des Menschen?“, die alt bekannte Diskussion wird aufgenommen – und geschlussfolgert wie folgt: „Als Einzelwesen sind wir egoistisch, als Gruppenwesen aber ziehen wir uneigennütziges Verhalten vor“, und zwar unabhängig von Verwandtschafts-Beziehungen, so E.O. Wilson! „Zwischen den beiden Antriebskräften herrscht ein Dauerkonflikt, in der Gesellschaft wie in jedem Einzelnen von uns. Die Balance, die wir anstreben, ist stets zerbrechlich.“ Die treibende Kraft ist die soziale Gruppe, diese Beziehungssuche beantwortet letztlich die drei zentralen Fragen, die auch der Autor als Leitfragen nutzt: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Vielerlei Erkenntnisse und simple Beispiele aus unterschiedlichen Forschungsrichtungen zieht Wilson heran und schlussfolgert stark interdisziplinär: Schon sehen manche Ergebnisse anders aus als wenn sie stur singulär-wissenschaftliche interpretiert werden … Schließlich und endlich geht es erneut und gleich bleibend um die Frage: Nature or nurture – also: Was ist geerbt, was erlernt? Und da sieht der Autor deutlich Gen-basiertes Verhalten, wie er durch alle Kapitel hindurch entwickelt und belegt. Dabei greift er auf viele Wissenschaftler zurück, u.a. mit einer Liste von „67 sozialen Verhaltensweisen und Institutionen“, die „all den Hunderten von Gesellschaften gemeinsam“ seien (S. 232f.). „Die Natur des Menschen besteht in den ererbten Regelmäßigkeiten der mentalen Entwicklung, die für unsere Art typisch ist“. Dabei geht es naturgemäß auch um Sprache, erworben als Folge von „Theory of Mind“, der „Erkenntnis, dass ihr eigener geistiger Zustand von anderen geteilt wird. Als diese Eigenschaften ausreichend ausgebildet waren, entwickelten sich Sprachen, die den heute gebräuchlichen vergleichbar sind. Zu diesem Fortschritt kam es mit Sicherheit vor der Auswanderung aus Afrika vor 60000 Jahren.“ (S. 273) Kommunikation machte den entscheidenden Unterschied zu anderen Spezies aus und ermöglichte erst die weitere Entwicklung des Homo sapiens. „Anders als in der Kommunikation von Bienen und anderen Tieren konnte die menschliche Sprache allmählich auch abstrakt repräsentieren …“ (S. 275) – Das Buch lebt aus der Soziobiologie, die der Autor entwickelt hat – und womit er Kultur und Natur letztlich in eines zusammen führt, hin zum Ansatz der „Multilevel-Selektion (also die Kombination der Gruppen- und der Individualselektion“ (S. 347), ein „sowohl-als-auch“ also. HPR