Die Schwester des Ketzers: Die Auserwählten
Autor | Uschi & Klaus Pfaffeneder |
Verlag | Liccaratur |
ISBN | 978-3-944810-07-2 |
„Für Toni Drexler – ehemaliger Kreisheimatpfleger Fürstenfeldbruck“ lautet die Widmung des Autoren-Duos: Der ausführliche Anhang des 500-Seiters löst u.a. auf, wie intensiv sie recherchiert haben, den historischen Gegebenheiten nahe zu bleiben: Historische Hintergründe / Glossar – historische Begriffe / (Rad-)Wandertouren werden geboten. Plus gezeichneten Karten der beschriebenen Regionen und Dramatis Personae, dazu vorleitend dies: „Handlung Figuren dieses Romans entspringen alleine der Fantasie der Autoren … Nicht erfunden dagegen sind bekannte Persönlichkeiten …“. Ein feiner historischer Roman also, auf wahren Hintergründen basierend…
Glaubensfragen
…bilden den Kern des Geschehens: „Anna Schuster ist die Tochter eines armen Kleinhäuslers im Lechrain. Eines Nachts belauscht sie eine geheimnisvolle Versammlung, an der ihr Bruder Gebhart teilnimmt. Ein Fremder beschwört das nahe Strafgericht Gottes. Ihr Lauschen bleibt nicht verborgen. Der unbekannte Prediger bietet ihr kurz darauf eine Stelle als Magd in seiner Färberwerkstatt in Augsburg an. Sie geht das Wagnis ein und ihr Mut zahlt sich aus. Sie genießt die Freiheiten der liberalen Reichsstadt, wo sich ihr Wunsch Lesen zu lernen, erfüllt. Als Lenz Kirchperger in ihr Leben tritt, scheint das Glück vollkommen, auch wenn seine Erlebnisse aus dem Bauernkrieg zwischen ihnen stehen. Eine neue Glaubensheimat finden sie in der Gemeinschaft der Gartenbrüder, die Kirche und staatliche Macht in Frage stellen. Das bleibt nicht ohne Folgen, denn der bisher tolerante Augsburger Stadtrat fürchtet um die öffentliche Ordnung. Er beschließt, diese neue Sekte der Wiedertäufer zu zerschlagen. Anna und Lenz fliehen.“ Und es entsteht ein nachvollziehbares Hin und Her zwischen Landsberg, Augsburg und München, Herzog Wilhelm kommt selbst ins Spiel…
Historischer Lokalkrimi
…ließe sich sich dieser Roman auch im Genre nennen, kommt es doch (auch) zu einem Totschlag, interpretierbar durchaus auch als Mord, heutzutage evt. als schwere Körperverletzung mit Todesfolge zu urteilen. Doch seinerzeit?! Wie auch immer, diesen kleinen Teilstrang auszuführen, haben die Pfaffeneders leider verzichtet. Dies obwohl sie ihn mit einem starken Indiz unterlegt haben – Leser finde das selbst heraus … Doch wäre es vielleicht dann doch zuviel des Schlechten geworden, zu all den Verfolgungen und Hinrichtungen… Recht drastisch-realistisch und dennoch zurück genommen schildern die Autoren das Geschehen, das übel inquisitorisch daher kommt, Ende der 1520er Jahre: Wer wagt, gegen ein Religions-Privileg des Herrschers zu verstoßen, muss sich zudem zwischen Luther- und Müntzer-Anhang entscheiden – und da kommen noch einige weitere dazu, wohl unter Freikirche trefflich zusammen zu fassen. In den Dialogen erfährt Leser durchaus detailliert alles über die unterschiedlichen Positionen, siehe z.B. S. 40f. zu Luther und seiner „Wandlung“ (und S. 395ff. zu anderen Reformatoren und deren Gefolgsleuten). Die Bauernkriege spielen eine gewichtige Rolle (S. 59f. etc.), auch für die Beziehung einiger der handelnden Personen. Armut und Widerstreit zwischen deutlich differenzierten Gesellschafts-Klassen werden deutlich gezeichnet (S. 331 usw.). Fazit: lesen, ob nun Einheimischer oder Zuagroaster … PS: Apropos „Totschlag“, vielleicht gar bewusster cliffhanger? Jedenfalls ist „aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen“ zu erfahren: Fortsetzung folgt :) … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de