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Die perfekte Theorie

Autor Pedro G. Ferreira
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-66047-4

„Die Biographie der Relativitätstheorie“ hat er geschrieben, der Wissenschaftler, der sich bestens so auszudrücken versteht, dass eben (auch) Laie versteht, was alles getan, seit (und auch mit!) Einstein: „Das Jahrhundert der Genies und der Kampf um die Relativitätstheorie“ nimmt entsprechend mehrere Perspektiven ein, und das macht dieses Buch so besonders lesenswert. Erstens ist das eben die Allgemeine R., die durchgehend im Blick bleibt. Auch dann, wenn zweitens Widersprechendes oder scheinbar völlig Anderes eingebracht wird, in die Diskussion. Von – drittens – den „Genies“, die mit Ideen für Theorie und/oder Praxis (= Experimente, etwa mithilfe von Radioskopie etc.) den Weg Richtung einer „Perfekten Theorie“ (von allem) zu bereiten suchen. Bekannte und weniger bekannte Namen kommen ins Spiel, fast nur Männer, gelegentlich auch ausgebremst durch Politik und/oder Kriegswirren. Welche Rolle spielt(e) eigentlich Stephen Hawking, welche z.B. Oppenheimer? Die eigentlich chronologische Darstellung wird entsprechend gelegentlich verlassen, um Zusammenhänge klar zu machen resp. nach einer „Pause“ in der Chronologie wieder aufzunehmen. Frei davon, sich zu sehr in (wissenschaftlichen) Details zu verlieren und so den Leser zu verwirren, bietet Ferreira genügend verständliche Happen, dass ich auch hieran wieder erinnert wurde: Wie sehr wissenschaftliche Erkenntnisse und schulischer (Physik- und Mathe-Stoff) doch auseinander klafften, zuzeiten meines Gymnasiums-Besuch (1963-1972)! Und da Nobelpreise i.A. erst dann verliehen werden, wenn die Praxis-Anwendbarkeit nachgewiesen ist, also meist Jahrzehnte nach Entdeckungen, blieben auch Hinweise auf indirekten Wegen aus. Umso interessanter, quasi jetzt nachzuholen – und das Verständnis fürs Universum zu erweitern. Immer wieder angeregt durch Geschehen wie die Mission Rosetta mit der Landung von Ableger Philae auf Komet  „67P/Tschurjumow-Gerasimenko“ im Herbst 2014, gerade vor Kurzem, bevor ich diese Rezension schreibe. Kapitel wie „Kollabierende Sterne“ (S. 65ff.) und „Die Schwerkraft sehen“ (S. 183ff.) oder „Das dunkle Universum“ (S. 207ff.) bieten hoch interessante Einblicke in den Stand der Wissenschaft und unser aktuelles Verständnis vom Weltall, seinem Entstehen und seiner Entwicklung, der „Stellung“ des Menschen im Universum: Auch das klingt an, mit Rückblicken auf Erkenntnisse früherer Jahrhunderte – und ggf. ihrer Korrektur im 20. Jahrhundert. Um eben das geht es schließlich, in diesem lesenswerten Buch. Wissenschaftlich natürlich bewiesener als das im Hype vergangener Jahre in Trainer-Kreisen gerne genutzte „What the bleep do we (k)now“ und Nachfolge-Filmen. Übrigens ähnlich US-amerikanisch ausgerichtet ist durchaus Autor Ferreira, siehe das Nichterwähnen des europäischen CERN-Projekts gegenüber dem amerikanischen J … Hier hätte deutscher Leser sich evt. ein ergänzendes Kapitel gewünscht, zumindest einen Fußnoten-Hinweis – doch derlei fehlt fast allen übersetzten Werken (eben das „Übertragen“). Von daher keine Mängelrüge … Lesen! HPR

Hanspeter Reiter