Skip to main content

Die kreative Revolution

Autor Wolf Lotter, Murmann
Verlag sonstige
Seiten 184 Seiten
ISBN 978-3-86774-062-3
Preis 18,00

„Was kommt nach dem Industriekapitalismus?“ ist der Untertitel, als provokante Frage formuliert. Der Autor arbeitet heraus, dass der kreative Input von Menschen mehr und mehr entscheidend wird, Innovationen und Inventionen (also Erfindungen) zu entwickeln: Weniger auf den einen großen Kopf kommt es mehr an, wie noch im 19. und lange Zeit im 20. Jahrhundert, jenseits klassischer Kreativberufe sind „Kreative“ heute Kreativarbeiter statt Künstler. Ideen seien wichtiger als Produkte, so die Aussage, untermauert durch ausführliche Beiträge eines halben Dutzend Ko-Autoren, die als Experten für den Einblick in konkrete Branchenbeispiele zuständig sind. Lotter schafft den Überblick, den er als „Brandeins“-Mann exzellent im Griff hat. Der Trendforscher Matthias Horx etwa verdeutlicht, dass „das Beraten eine im Kern kreative Tätigkeit“ ist (S. 33) – und: „Es gibt neben den 300.000 registrierten noch einmal zwei Millionen spezielle Berater. Für Wellness. Hunde. Lebensführung. Zeitökonomie. Ernährung. Organisation. Desorganisation. Organisationsentwicklung. Change. Für Mergers und Dismergers…“ Hallo, damit sind WIR gemeint, Kollegen Trainer, Weiterbildner, Berater, Coaches! Bei diversen anderen Rezensionen von Veröffentlichungen rund um die „neue Kreativwirtschaft“ (in der Schweiz oder überhaupt in D-A-CH) hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass gerade Trainer in höchstem Maße kreativ tätig sind, es zumindest sein sollten: Die Persönlichkeit macht den Trainingserfolg aufseiten der Teilnehmer aus, weniger der reine Inhalt einer Maßnahme, einverstanden? Wobei der Autor die Frage diskutiert „Was ist kreatives Wissen?“ (S. 47ff.) und damit zugleich jene anstößt, wie Wissen zu vermitteln ist: ZDF (Zahlen-Daten-Fakten), mit Regeln, Normen, Standards – oder geht es darum, das Umgehen mit Wissen lernen zu lassen, um somit Kreativität zu ermöglichen? Natürlich das zweite, „Forschen statt Wissen – Komponieren: Ein kreatives Prinzip in Kunst und Wissenschaft“, so Gesa Ziemer (S. 50ff.).

Einige Kernsätze des (Haupt-)Autors illustrieren seine Meinung, die er durchaus essayistisch darlegt:

  • Das implizite Wissen entscheidet stärker darüber, ob jemand zum Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens beiträgt. (S. 69)
  • Komplexere Gedanken müssen… miteinander verknüpft werden, das heißt, das Gedächtnis und das Bewusstsein kooperieren miteinander. (S. 70)
  • Kreative sind deshalb kreativ, weil ihr Gehirn auf Sinnesreize aller Art höchst offen reagiert. (S. 71)
  • Es wird wichtiger, wer etwas wie tut – und unwichtiger, was er dafür gelernt hat. (S. 74)
  • Kreativität ist… die Fähigkeit, sich einem Problem, das in dieser Art und Weise noch nie vorgekommen ist, zu nähern und dieses Problem so zu lösen, wie es noch nie zuvor gelöst wurde. (S. 75).

Voila, belassen wir es dabei, sonst zitiere ich zuviel und verrate dito zuviel, etwa darüber, „Wie man kreative Spitzenleistungen erreicht“ (S. 130ff. mit 15 Schlüsselfaktoren, von Ralf Langwost). Schließlich ist es hier gelungen, in einem schmalen Band von gut 180 Seiten (inkl. Notizenseiten für eigene Kreativität ? …) kompakt anwendbare Empfehlungen begründet zu entwickeln – die sollten Sie sich gönnen! Als „Schlusswort“ mag nochmals Wolf Lotter selbst sprechen (S. 141):

  • Die Ideenwirtschaft generiert beides: Dinge zum Anfassen und Dinge zum Weiterdenken. Das unterscheidet sie fundamental von bisherigen Methoden und Prozessen. Die I. ist eine umfassende, ganzheitliche, vielfältige Wirtschaft. Sie erweitert über Netzwerke ihren Spielraum und sichert persönlichere, individuellere Lösungen. Im Vordergrund steht dabei die schöpferische, innovative Leistung.

Hmm, weswegen GABAL e.V. das 2009-er Symposium auch unter das Motto gestellt hatte: kreativ.weiter.bilden. Mehr dazu siehe auf www.symposium.gabal.de. – HPR

Hanspeter Reiter