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Die kalten Sekunden

Autor Remigiusz Mróz
Verlag rororo
ISBN 978-3-499-27606-4

„Hätte ich ihr den Heiratsantrag einen Moment früher gemacht, wäre das nie passiert. Wir wären nicht angegriffen worden, und sie wäre nicht für immer aus meinem Leben verschwunden.“ So quasi der Rückblick…

Geschichten, Geschichten …
Geschickt verwoben ist dieser Thriller konstruiert, mal ein Krimi, der in Osteuropa spielt, konkret: in Polen, der Heimat des Autors. Und zentral immer wieder aufpoppend geht es um Korruption – und um Beziehungskisten, wie schon der Text vorhin andeutet: „
Zehn Jahre nach dem Verschwinden seiner Verlobten Ewa ist Damian Werner ein Schatten seiner selbst. Er ist sich sicher, dass er sie nie wiedersehen wird. Eines Tages stößt er jedoch auf eine Spur – jemand sucht nach Ewa und hat ein Bild von ihr ins Netz gestellt. Kurz darauf postet der Unbekannte ein weiteres Foto. Wer sucht die junge Frau? Und kann es nach all den Jahren wirklich Ewa sein? Damian und Ewa waren bereits als Kinder unzertrennlich, sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Doch als Damian weitere Nachforschungen anstellt, muss er feststellen, dass er seine große Liebe wohl doch nicht so gut kannte, wie er immer gedacht hatte.“ Ins Spiel kommt Gewalt in der Ehe (schon ab S. 114f. für den Leser aufgedeckt), lt. Nachwort (S. 382f.) in Polen wohl besonders „üblich“. Wie es auch dort wohl ein heftiges Drogen-Problem gibt, wie es kürzlich für die USA „entdeckt“ wurde, mit Opioiden via Designer-Drogen (S. 265 z.B.).

Digitale Wege – und doch analog zu gehen
Ein privates Ermittlungs-Unternehmen wird von einem nahen Freund Damians eingeschaltet, der kurz darauf ermordet wird. In Verdacht gerät – Werner. Der dann bald von einer Ermittlerin mit unterschiedlichsten Decknamen benamst wird, die mit ihm in verschlüsselten Chatrooms ins „Gespräch“ geht, wobei die Dialoge jeweils binnen Sekunden entschwinden. Und immer weniger weiß, wem er eigentlich vertrauen könne. Fein die Ideen, wie es möglich wird, geheime Botschaften durch assoziatives Nutzen von heute ja höchst üblichen Texten auf T-Shirts über Web-Postings zu verbreiten (S. 89 und mehr), womit das Wissen anderer Personen wichtig wird – und klandestin mit Informationen zu arbeiten, die je nur zwei Personen kennen können. Oder?! Leser wird sehen, Damian in einer Art Zettel-Rallye folgend, hier allerdings digital angelegt, wenn auch mit realen Personen … Schön, wie und dass Comics ins Spiel kommen, konkret: Spiderman (z.B. S. 144f.) wie auch spezielle Musik-Bands. Das Konzept dieses üblen Spiels wird dann kurz vorm Ende durch eine der handelnden Personen aufgedeckt, der zentralen im Spinnennetz, der Spinne quasi: „Georg Loewenstein hat darüber geschrieben, dass der Phantomschmerz der Wissenslücke eine Triebfeder menschlichen Handelns ist. Ich musste diese Lücke nur groß genug werden lassen“ und schon konnte diese Person die andere manipulieren, mit Schein-Wissen füllen und Erinnerungen verändern: Hier kommt auch das menschliche Gehirn ins Spiel, Thema Gedächtnis. Was für Weiterbildner also auch  …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter