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Die Buchhändlerin

Autor Ines Thorn
Verlag Rowohlt Polaris
ISBN 978-3-499-00814-6

„Historischer Frankfurt-Roman, Band 2“ mit dem Untertitel „Die Macht der Worte“ xxx
Ein Thema der Zeit offenbar, siehe den parallel herausgebrachten Band „Worte und Wunder“ über eine Buchhandlung in Berlin, etwa zur selben Zeit …

Frankfurt Anfang der 1950er Jahre
Eine unterhaltsame wie informative Geschichte mit interessanten, gar spannenden 350 Seiten: Wird die Protagonistin sich ihre Träume erfüllen können? In einer Zeit, die es einer Frau eher schwer macht, auch beruflich erfolgreich zu sein. Und dabei privates Glück zu finden … „Große Träume in einer zu engen Welt. Frankfurt, 1950. Christa hat ihre große Liebe, den Lyriker Jago, wiedergefunden. Doch die Vergangenheit wirft allzu schwarze Schatten auf das junge Glück. Auch sonst merkt Christa überall, wie schwer es ist, ihrem Herzen zu folgen: beim Schreiben ihrer Doktorarbeit und bei ihrem Wunsch, als Buchhändlerin den Menschen Freude durch Literatur zu schenken, ihren Horizont zu erweitern – und ihnen den Staub aus den Köpfen zu fegen. Alle sehnen sich nach einer heilen Welt, im Leben und in Büchern. Doch damit Christas Welt – und auch ihr Herz – wieder heil werden kann, braucht sie allen Mut, den sie aufbringen kann.“ Augen zu und durch? Wenn´s so einfach wäre …

Branchen-Historie
… bis Ende der 1960er Jahre wird hier intensiv beleuchtet: Belletristisch leicht zu lesen, kann da auch der Buchhandels- wie Verlags-Nachwuchs einiges miterleben, im abwechslungsreichen Geschehen. Wie war das mit den ersten Taschenbüchern, mit den Antiquariaten, mit Lesungen von Autoren (und dann noch die Gruppe 47, S. 228f. etc., schließlich ausgiebig 275ff.), Frankfurter Buchmesse (u.a. S. 332f.)? Doch auch Kunst (S. 37 z.B.) oder nonverbale Kommunikation (beim Verkaufen, S. 88f.) nimmt die Autorin ins Visier. Und das Fernsehen, damals noch neu und doch so einflussreich, etwa im Familienleben (S. 142f.). Und dann (im Grunde natürlich) der dunkle Nachklang der Nazizeit, auch bei Büchern eine quälende Rolle spielend (S. 190ff. und weitere). Plus die Hochzeit der Studentenbewegung, bis hin zu 1968 (u.a. 239ff.) … Dazwischen natürlich Mauerbau und „Ostzone“ … Immer mitschwingend: Schwulsein ist strafbar, nach wie vor, gilt natürlich auch für Christas Onkel. Eine Menge Stoff also, den Ines Thorn hier gekonnt verarbeitet hat. Siehe dazu auch Band 1, 1942 spielend.
HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter