Die Akte Adenauer
Autor | Ralf Langroth |
Verlag | rororo |
ISBN | 978-3-499-00475-9 |
„Die Philipp-Gerber-Romane, Band 1“ verweist darauf, dass hier eine Serie entsteht, xxxx Der Einstiegs-Band bietet Spannung pur auf 400 Seiten, mit einem sich zwar abzeichnenden Ende – und dennoch überraschenden Showdown …
Ereignisreiches Jahr 1953
…u.a. deshalb, weil´s mein Geburtsjahr ist – sechs Tage nach dem Mauerbau in Berlin… Der natürlich auch erwähnt wird, wenn auch die Story einige Monate später spielt, in der heißen Phase des Wahlkampfs, die letzten zwei Wochen vor der Bundestagswahl: „Die dunklen Geheimnisse einer jungen Demokratie. Die Entstehung des BKA. Das biedere Rheinland als Hitzekessel der Mächte, auf das der Schatten des Kalten Krieges fällt.
Mitten im Wahlkampf 1953 wird Philipp Gerber Kriminalhauptkommissar beim BKA. Seine Aufgabe: den Mord an seinem Vorgänger aufzuklären. Sein Geheimnis: Wie der Ermordete ist Gerber Agent der Amerikaner. Gemeinsam mit der Journalistin Eva Herden findet er heraus, dass die rechtsgerichteten «Wölfe Deutschlands» noch aktiv sind. Um ein Zeichen gegen den Kommunismus setzen, wollen sie einen der führenden linken Politiker töten. Bundeskanzler Adenauer persönlich betraut Gerber mit der Aufgabe, seinen Kontrahenten zu beschützen …“. Eine spannende Geschichte mit vielen Höhepunkten, einer SINUS-Kurve des Geschehens quasi!
US-Einfluss in Deutschland
Im Spannungsfeld zwischen West-Orientierung und Anlehnen an die kommunistische Sowjetunion, forciert durch rechte Terror-Gruppen (S. 114f. etc. „Jeder recht Parteigänger war im Zweifelsfall ein Soldat im Kampf gegen den Kommunismus“): Leider ein wohl nur allzu realistisches Szenario seinerzeit, wie der Autor in seinem Nachwort (S. 589ff.) wie im ergänzenden Interview (S. 397ff.) ausführlich erläutert: Dokufiktion also, mit typischer Einflussnahme der USA, wie später häufig wiederholt, wenn auch weiter weg (Vietnam, Irak, Afghanistan…) – kaum was aus der Geschichte gelernt?! Themen sind auch: Medikamenten-Missbrauch im Nachklang der Nazi-Kriegszeit (S. 80f. etc.) – Adenauers Machtspiele wie sein bewusstes Einsetzen weniger Vokabeln (nur 1.000 in seinem Politiker-Sprech wurden ihm nachgesagt) oder seinem Tänzeln zwischen Hochdeutsch und Rheinisch (u.a. S. 243f.) – Mangel an Souveränität Deutschlands (US-Hochkommissar, S. 298f. etc.). Und manches erinnert an die Situation heute und die Versuche, Deutschland instabil zu machen, um so den Boden aufzubereiten für radikalere Kräfte, in der Regel von rechts (siehe S. 372f.) … Zugleich ein fast idyllisches Milieu-Bild von Bonn und Umfeld, liebevoll beschrieben: Trotz aller brutalen Auseinandersetzung mit vielen Toten also auch eine Art Lokalkrimi!
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