Der Totenversteher
Autor | Sue & Wilfried Schwerin von Krosigk |
Verlag | Bebra |
ISBN | 978-3-898-09550-1 |
„Kriminalroman“ teilt der Verlag das Genre lapidar mit – doch ist das im Grunde deutlich mehr als das: Klar, ein Lokal-Krimi allemal, wird Leser doch fein beschreibend immer mal auf eine kurze Tour durchs eine oder andere Berlin mitgenommen. Doch ist auch Fantasy und Mystik dabei. Und im Grunde ist´s eine Komödie, die den Leser immer wieder schmunzeln lässt.
Noblesse oblige?!
Tja, das adelige Autoren-Paar nimmt das „eigene“ Blaublut gerne auf die Schippe. Sei es in (Haupt-)Person von Hasi, wie ihn auch andere als seine (inzwischen verstorbene Erb-)Tante nennen. Oder in jener seines militärischen Onkels, der an eben diesem Geschehen die Hauptschuld trägt, hat er seinem Neffen doch dazu geraten: „Alles könnte so einfach sein! Eine üppige Erbschaft hat Hartung Siegward Graf von Quermaten zu Oytinghausen aus seinen finanziellen Nöten befreit. Doch mit dem guten Leben ist es bald vorbei. Hasi, wie der Graf von allen genannt wird, erweist sich nicht nur als leichtes Opfer für einen Investmentbetrüger, sondern gerät auch noch einem skrupellosen Auftragskiller in die Quere.
Auf Trab gehalten durch seine verstorbene Tante, die ihm Nachrichten aus dem Jenseits schickt, von einer Nachbarin als Medium für Séancen eingespannt (also 2x „Totenversteher“!) und in ständiger Bedrängnis durch einen gerissenen Kunsthändler, bemerkt Hasi zu spät, dass er in Lebensgefahr schwebt…“. Doch auch der Kommissar gerät zwischen Fronten, nämlich seiner beruflichen wie privaten. Sei es die neue Staatsanwältin, die sich für ihn als nur garzu bekannt erweist. Seien es Demonstranten, die gegen kapitalistische Auswüchse des Berliner Immobilien-Marktes anbrüllen. Oder holt ihn gar seine Vergangenheit als ebensolcher Anti-Kapitalist ein? Der Auftragskiller hat alte Verbindungen … Mal wieder amüsant (auch durch die vielen Nebenstränge rund um Graf Quermaten) wie interessant, mit spannender Dramaturgie, gesellschaftliche Themen nachdenklich stimmend aufgegriffen. Dazu Yoga und Kunst, beides Themen, mit denen Hasi weniger anfangen kann. Und die sich doch als wichtig erweisen… Gar weiterbildend, etwa wenn es um Adelige geht und den korrekten Umgang mit und zwischen ihnen. HPR