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Der Sterne Zahl

Autor Kameron Hurley
Verlag Panini
ISBN 978-3-8332-4104-8

„IRGENDWO AM ÄUSSERSTEN RAND DES UNIVERSUMS“ spielt diese rasante Geschichte, die doch ihre entspannt-achtsamen Passagen hat. Das Universum, hier Legion genannt, wird fokussiert auf einige wenige Welten, die dennoch offenbar besonders bedeutsam sind fürs weitere und Über-Leben aller: Welten wie Lebewesen.

Lebendige Planeten-Wesen
… sind hier – nun: zu erleben. Denn Welten = Planeten als im Sinne des Wortes Fleisch gewordene Gaia – wow, das ist mal ein Gedanke, weit jenseits einer Metapher, konkret fassbar: Das erschließt sich dem Leser sehr rasch. Wie auch, dass hier ausschließlich Frauen auftreten, wenn auch (im Deutschen) mit männlich gegenderten Funktions-Bezeichnungen, teilweise jedenfalls. Nun, das ist die Story kurz gefasst: „Die Legion – eine Armada von zerfallenden Weltenschiffen – bahnt sich ihren Weg durch die Leere. Seit Generationen tobt ein Krieg um die Vormacht über die gewaltige Flotte, ohne dass es einen klaren Sieger gibt. Als immer mehr der gigantischen Schiffe vergehen, wird ein verzweifelter Plan in die Tat umgesetzt. Zan erwacht ohne Erinnerung als Gefangene eines Volkes, das sich als ihre Familie bezeichnet. Man erzählt ihr, dass sie die einzige Person sei, die in der Lage dazu ist, an Bord der Mokshi zu gehen.“ Was Leser auch anhand von Zitaten der Mokshi verfolgen kann, jeweils das Kapitel einleitend, deren 39 an der Zahl auf knapp 400 Seiten.

Raumschiff Erde
… ist eine der gängigen Metaphern für unseren Heimat-Planeten, wie etwa im Reader „Space Agency“ analysiert und präsentiert (von mir auch hier rezensiert, SciFi wie Wissenschaft untersuchend). „Dabei handelt es sich um eines der Weltenschiffe, das als einziges die Macht haben soll, die Legion zu verlassen. Doch Zans neue Familie ist nicht die einzige, die verzweifelt versucht, die Kontrolle über das kostbare Schiff zu erlangen. Zan muss sich nun in einem völkermörderischen Feldzug für eine der Seiten entscheiden und sich ihrem Schicksal stellen. Denn sie trägt die Saat für die Zerstörung der Legion in sich – und für deren mögliche Rettung …“. Das Doppelspiel von und zwischen Zan und Jayd ist das zentrale Momentum, dessen Kern sich erst und nach den Lesern erschließt: Das Wabern von scheinbarer Gewissheit und zugleich offensichtlicher Ungewissheit trägt diese spannende SciFi-Geschichte, die mal konzentriert auf Beziehungs-Themen daher kommt, Technisches / Technologisches mehr nebenbei berichtend. Zugleich ist das eine Abenteuer-Geschichte, die phasenweise gar an Jules Verne et al erinnert, beim Reisen durch diverse Ebenen. Tanzend zwischen der Perspektive mal von Zan, mal von Jayd, deren Erleben mehr und mehr zusammen geführt wird: Wo und wie wird das bloß enden? Welten schaffen, sich seine eigene (Um)Welt gestalten, darum geht es letztlich, wie etwa Das Muni sinniert (S. 338), eine der zentralen FIguren – und schließlich viel bedeutsamer, als es Zan zunächst erscheint. Die über sich selbst hinaus wächst, indem sie etwa ihre Begleiterinnen sehr empathisch behandelt und es schafft, aus höchst gegensätzlichen Persönlichkeiten ein Team zu schmieden, stark! Und übrigens einer der ersten Sci-Fis in Paninis neuer Reihe, bisher eher als Verlag für Sammelbilder und (inzwischen) für Comics bekannt, vor allem Superhelden jeglicher Couleur. Und dieser Roman lässt für die Reihe hoffen. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter