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Der Polizist

Autor John Grisham
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-27315-3

„Ein getöteter Polizist – eine Stadt in Aufruhr“ verweist gleich im Rückseiten-Titel auf volle 670 Seiten Spannung – und Halo-Effekte durch Gruppen-Blasen! Mit einem Protagonisten, den Grisham-Leser schon kennen: Ähnlich wie Stephen King oder Ken Follett greift der bekannte Autor gelegentlich frühere Geschichten wieder auf, wenn dem Genre auch ein konkreter Serien-Held naturgemäß fehlt. Es geht also wieder einmal um Rechtssprechung!

Helle Seite,
… dunkle Seite ist es, was hier die zentrale Rolle spielt: Nach außen ist der Tote ein vorbildlich einsatzwilliger Polizist – doch dahinter spielt eine mehr als fragwürdige Rolle innerhalb seiner Familie = Freundin und deren Kinder. Seine Wutausbrüche in besoffenem Zustand führen schließlich zu seinem Tod, der sein Umfeld entsetzt und den Ort emport. Und mittendrin mal wieder „Jake Brigance, Held der Bestseller »Die Jury« und »Die Erbin«, ist zurück. Diesmal steht er als Pflichtverteidiger im Zentrum eines aufsehenerregenden Mordprozesses in Clanton, Mississippi. Sein Mandant Drew Gamble hat einen örtlichen Deputy umgebracht – doch war es Notwehr oder Mord? Die Mehrheit von Clanton fordert lautstark einen kurzen Prozess und die Todesstrafe. Dabei ist Drew Gamble gerade einmal 16 Jahre alt. Jake Brigance arbeitet sich in den Fall ein und versteht schnell, dass er alles tun muss, um den Jungen zu retten. Auch wenn er in seinem Kampf für die Wahrheit nicht nur seine Karriere, sondern auch das Leben seiner Familie riskiert.“ Auch hier nimmt der Autor das US-amerikanische Rechtssystem in den Fokus und unter die Lupe – und entwickelt eine hoch spannende Geschichte rund um Karriere-Ziele von Anwälten und Richtern plus Honorar-Systeme. Denn parallel geht es für Jake quasi um alles: Wird sein Einsatz dem Renommee seiner Kanzlei derart schaden, dass der Gewinn eines Schadensersatz-Prozesses flöten geht?

US-Rechtssystem
Der Autor bietet seinen Lesern einen tiefen Einblick, lässt Figuren das eine oder andere dazu erläutern, zitiert gar auf Papieren – siehe etwa rund um Unzurechnungsfähigkeit die M´Naghten-Regel (S. 450ff.). Geschickt kann ein Rechtsanwalt (wie natürlich auch ein Staatsanwalt) bestimmte Informationen zurück halten, wie es Jake im Fall der Schwester seines Mandanten tut – und passend einbringen, wie er das etwa mit der im Leichnam gemessenen Promille-Zahl tut, deren Effekt er geschickt von seinem Zeugen durch Vergleich mit einer anderen (vergleichbaren) Person nutzt (S. 545). Auch das überraschende Taktieren mit dem Einsatz von Zeugen oder Abschließen eines Beweis-Verfahrens kommt ins Spiel (S. 587): Mehr Schauspiel als Information … Schließlich gibt es Einblicke ins Geschehen einer Jury, wie sie unsereins seit den „12 Geschworenen“ kaum mehr gegeben war (S. 620ff.). Im Finale geht´s rasch zur Sache… – In der „Anmerkung des Autors“ geht dieser noch auf weitere Aspekte ein, sein früheres Anwalts-Dasein auch erwähnend: Offenbar weiß er bestens, worüber er schreibt – das hat er auch dieses Mal exzellent bewiesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter