Der Niemand von der Narcissus
Autor | Joseph Conrad |
Verlag | Mare |
ISBN | 978-3-86648-612-6 |
„Eine Geschichte vom Meer“ kommt hier in einer neuen Übersetzung, im zeitgemäßen Wording (über das sich trefflich diskutieren ließe…): So wurde aus dem ursprünglichen „Nigger“ ein Niemand (in moderner Ausgabe original Englisch übrigens ersetzt durch „N-word“, hmm…). Wobei der Story alles fehlt, was sie Rassismus-verdächtig machen könnte…
Ist eine Seereise lustig?
Wer zur See reist, mag diese Geschichte als trefflich erzählt lesen: Ziemlich lapidar und dennoch immer nahe an den Charakteren wird deutlich, welche Mühen (zur vorigen Jahrhundert-Wende) Seeleuten unterlagen. Und welchen Zusammenhalt sie dennoch haben konnten – oder eben deshalb: Führung durch Vorbild und Expertise, Akzeptanz aufgrund einfühlsamem wie klar kommunizierendem Vorgehen, dieses extrem diverse Team durch Krisen zu leiten! „Joseph Conrads dritter Roman erschien in den USA und in Großbritannien mit unterschiedlichen Titeln: In New York veröffentlichte man ihn 1897 als The Children of the Sea; gegenüber seinem Londoner Verlag aber setzte sich Conrad 1898 mit dem damals von ihm bevorzugten Titel durch, und die Geschichte einer dramatischen Überfahrt von Bombay nach London erhielt den Namen, der ihre Rezeption bis heute zum Dilemma macht: The Nigger of the »Narcissus«.“ Warum eigentlich??
Rassismus? Diversität!
Klar, in der heutigen (teils gar ideologisch geführten Diskussion statt des Austausches von Meinungen, Empfinden und zeitlichem Kontext) Auseinandersetzung ums Wording auch klassischer Texte, gar antiker, fallen derlei Begriffe auf. Wobei …“der rassistischen Bezeichnung zum Trotz bürgt die Hauptfigur, der hünenhafte Matrose Jimmy Wait, für ihr Gegenteil: das würdevoll Menschliche in jedem Einzelnen, gleich welcher Hautfarbe, Religion und sozialen Stellung. Mit seiner brillanten Neuübersetzung wagt Mirko Bonné den Versuch, dieses literarische Großereignis und Zeugnis der Kameradschaft auf See endlich auch einer heutigen Leserschaft zugänglich zu machen.“ Da mag manch ein Team- oder Führungs-Weiterbildner Beispiele finden, die sich „locker“ auf Unternehmens-Alltag wie –Sonder-Situationen übertragen ließe, dann auch metaphorisch! Doch gönne sich Leser schlicht das belletristische Vergnügen: Bibliophile Leinen-Edition mit einer Cover-Abbildung von Theodore Lux Feininger (Sohn von Lyonel Feininger, von mir in Sachen US-Comics besprochen für www.comicoskop.de) plus Leseband im Schuber: Mehr zur Reihe „MARE-Klassiker“: https://www.mare.de/buecher/mare-klassiker. – Siehe dazu auch meine Rezension zur Graphic-Novel „Auf der Suche nach Moby Dick“ (Knesebeck-Verlag) für www.comicoskop.de, wo ein anderer „Schwarzer“ seine Rolle zu spielen hat: der neuseeländische Indigene Queequeg, zusammen mit (dem einzigen Überlebenden der irren Wal-Jagd von Kapitän Ahaab) dem Matrosen Ismael. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de