Der letzte Ringträger
Autor | Kirill Jeskow |
Verlag | Radiator |
ISBN | 978-3-911265-10-2 |
„…ist zur Hälfte auch ein astreiner Spionage-Roman, mit falschen Fährten, falschen Freunden, Falltüren und fehlgehenden Geheim-Operationen“, voila, auf vollen 500 Seiten in vier Teilen zzgl. Epilog.
Mit dem „Herrn der Ringe“
…hat diese Fantasy-Story nix am Hut, wenn auch der Titel Augen zwinkernd damit spielen mag – und das Personal eine Erinnerungen weckende Vielfalt präsentiert, von Menschen, Elfen, Trollen & Co. Nun also die Story: „Das Böse ist besiegt. Die Welt ist wieder aufgebaut. Was damals geschehen ist, weiß man nur noch aus Büchern. Doch wer hat die Geschichte der Vorfälle in der Vorzeit geschrieben? Der letzte Ringträger gibt die Antwort: Es waren die Sieger. Und Sieger schreiben Geschichten, die ihnen in die Karten spielen. Und die spannendste Geschichte wird geschrieben, wenn man die Regeln des Kartenspiels ändert.“ Das ist mit das Interessant(est)e an dieser Story: Taktische Veränderungen durch „Blick nach vorne“ machen intelligente (gar geniale?!) Strategien obsolet – und führen manches Mal dann doch ans Ziel, mit veränderten Wegen dorthin … Nun, manch Weiterbildner mag sich an „Heldenreise“ erinnert fühlen, ein wieder kehrendes Thema in der Fantasy-Literatur – und beim Persönlichen Wachstum. Da ist etwas der feine Unterschied von Dilettant und Amateur (vs. Profi) durchaus relevant (S. 299ff.)…
Fantasy at it´s best
…ist hier also geboten, zum Vergnügen der geneigten Leserschaft, deren geschürte Erwartung bestens erfüllt wird: „Kirill Jeskows Der letzte Ringträger hat den Möglichkeitsraum Fantasy nachhaltig verändert. Das Buch wurde bei seinem Erscheinen vor 25 Jahren als Meisterwerk der fantastischen Literatur gefeiert und erregte weltweit Aufmerksamkeit. Nun liegt das Buch endlich erstmals in der behutsamen und klugen Übertragung von Max Schatz ins Deutsche vor, die den feinsinnigen Humor und die hochgradig spannende Erzählweise des Originals einzufangen weiß. Der Roman beginnt da, wo andere Romane aufhören: Nach der Krönung des Königspaars der neuen, vom Bösen befreiten Welt. Die Protagonisten sind nicht die strahlenden Lichthelden des Westens, sondern seltsame Kreaturen aus dem Osten, die in der typischen Fantasy-Geschichtsschreibung als niederträchtige Bösewichte dargestellt werden. Das entscheidende Ereignis des großen Kriegs der Vorzeit war nicht die Vernichtung eines mächtigen, aber bösartigen Gegenstands, sondern eine bestimmte Technologie aus der zweiten Aufmerksamkeitsreihe.“ Und wie versteckt man die ggf. (S. 370f. etc.)? „Jeskow verarbeitet Tropes aus verschiedenen Fantasy-Werken. Und doch handelt es sich nicht einfach um eine Parodie, sondern eine ernste, kluge, ja dringliche Neuerzählung der klassischen Fantasy-Geschichte, voller Grauschattierungen, moralischer Ambivalenz und psychologisch zweideutigen Motivationen.“ Etwa rund um Kommunikation und deren Einfluss auf Beziehung vielfältiger Art (S. 90f.) wie aufs Führen von Teams (hier kriegerischer, siehe etwa S. 202ff.) – wie auch beim Kommen und Gehen von Staaten resp. Nationen oder auch Völkern (S. 255f. mal kurz gefasst). Und letztlich kommen auch „die Elemente“ ins Spiel, etwa beim Einfluss von Wasser, Wald und Wandel (der Gegend) ins Spiel (S. 403 trefflich beschrieben)… Apropos – häufig werden der Leserschaft Gedanken der Protagonisten nahe gebracht, dann in kursiver Schrift (etwa S. 427ff. zum Verhältnis von Menschen, Elfen etc.). Wer sich ins Geschehen „einfühlen“ möchte, lese vorab „Anstelle einer Karte“ (S. 505f.)… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de