Skip to main content

Der Halbbart

Autor Charles Lewinsky
Verlag Diogenes
ISBN 978-3-257-07136-8

„deutscher buchpreis 2020 nominiert“ das Buch eines Schweizers. Über schweizer Geschichte, spielend in der Schwyz und drum herum. Tja, ist das nun ein „moderner Bildungs-Roman“, gemäß damaliger Zeit erzählt, das Aufwachsen und Selbstständig-Werden eines Waisenknaben?

Geschichten-Erzähler
… ist es, was Eusebius besonders gefällt – von seinem (inzwischen – wie schon die Mutter – verstorbenen) Vater ziemlich griechisch-römisch benannt, wie auch die beiden (älteren) Brüder, gerufen verkürzt wie er auch (Poli, Geni). Der eine ein ewiger Halbstarker, der andere klug wie kaum einer, nach Verlust eines Beines zum Berater an den Hof des Land-Ammans berufen, zu seinem Glück. Womit wir schon mittendrin sind, in der Geschichte: „Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber hört und erfindet er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo die Hacke des Totengräbers täglich zu hören ist und Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Doch vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt der Junge, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet – und wie man auch in rauhen Zeiten das Beste aus sich macht. Ein Roman voller Schalk und Menschlichkeit, der zeigt, wie aus Geschichten Geschichte wird.“ Und das auf klassischem Wege, auditiv nämlich, was aktuellen Trends in heutiger Zeit absolut entspricht.

Influencer?!
Wobei damals die wenigsten Normalbürger alfabetisiert waren, was gelegentlich auch thematisiert wird. Womit sie noch offener waren für alles Gehörte, damit auch für „alternative facts“, wie von einem leider auch künftig noch aktiven US-Influencer… Ja, die gab es schon im 14. Jahrhundert, eben direkt statt via einem wie auch immer gearteten Medium (derzeit noch stark Twitter). Dazu gehört auch der Halbbart, stark durch Ratio geprägt – und schließlich doch seine Rache-Emotionen ausleben wollend (soviel sei schon mal verraten). Anders als der Titel zu verdeutlichen scheint, steht jedoch eben der Sebi im Zentrum – um ihn geht es, um sein Werden und sich selbst Finden! Wie auch um Kommunikation und Manipulation… Ach ja, und um schweizerische Geschichte durchaus auch. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter