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Der große Wahn

Autor Sebastian Faulks
Verlag Mare
ISBN 978-3-86648-258-6

„Eine im besten Sinne altmodische Geschichte von Krieg und Liebe“ wird der Guardian zitiert. Und tatsächlich geht es genau um das: Um „den Krieg“ (und zwar den Ersten Erdkrieg) und um „die Liebe“, der die Hauptperson tatsächlich ein Leben lang „treu“ geblieben ist. Nun, „treu“ im Sinne von nie mehr Derartiges erlebt zu haben…

Die Story
…bringt den Protagonisten in Bewegung, physisch wie dann auch psychisch, wenn er seine Erinnerungen wieder kommen lässt: „Seit jeher hat er anderen auf die Sprünge geholfen, doch selten sich selbst. Alles ändert sich, als eine rätselhafte Einladung den Londoner Psychiater Robert Hendricks auf eine felsige Insel vor der französischen Mittelmeerküste führt – und damit zugleich in das bisher unerforschte Terrain seiner Erinnerung: an seine vaterlose Kindheit in England, an Verletzungen aus den Kriegsjahren, vor allem aber an seine einzige große Liebe, die Italienerin »L«. Sie wurden ein Paar, das der Krieg zusammenführte und auseinanderriss. Wird Hendricks nun, ein halbes Leben später, den Mut aufbringen, sie wiederzusehen?“ Doch halt, bis dahin dauert es fast das komplette Buch hindurch, das mehr als 400 Seiten aufweist …

Erinnerungen – von einem, für alle?!
Angestoßen wird sein Reflektieren primär durch Alexander Pereira, eine der weiteren handelnden Personen, genauer: DIE handelnde Person. Der 93-jährige Neurologe nämlich ist es, der Hendricks auf den Kontinent lockt. Mit dem Versprechen, Unterlagen seines verstorbenen Vaters zu haben, den er kannte, vor langer Zeit. „Meisterhaft verknüpft Sebastian Faulks die Geschichte eines Mannes, der sich erst durch die Erinnerung mit seinem Leben aussöhnen kann, mit einer beeindruckenden Bestandsaufnahme des 20. Jahrhunderts.“ So gesehen, sind das Reflexionen, wie sie der Menschheit generell gut täten, Geschehnisse wie den ersten umfassenden Krieg des 20. Jahrhunderts nie wieder geschehen zu lassen. „Der große Wahn“, sich etwas vorzustellen, anderes zu verdrängen: Ist es genau das, worum es immer geht? Im Leben, im Weltgeschehen? Eine packende Geschichte, die hoffentlich nachdenklich macht, statt einen gleich wieder loszulassen … HPR

Hanspeter Reiter