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Der dunkle Bote

Autor Alex Beer
Verlag Limes
ISBN 978-3-8090-2703-4

„Ein Fall für August Emmerich“ – und zwar der dritte. Und wieder führt der Autor seinen Lesern Leben und Sterben in der neuen Republik vor Augen – nach wie vor multikulti, doch nurmehr Österreich-Kernland statt KuK-Reich …

Schweres Leben …
… nach Ende des Ersten Erdkriegs – da wird Mensch des Menschen Wolf … „Grausam zugerichtete Leichen, ein Mörder, der alte Verbrechen sühnt und ein Kommissar, für den es um alles geht … Wien im November 1920: Ein unerwarteter Kälteeinbruch hat die Ernten vernichtet, jeder dritte Mann ist arbeitslos, und das organisierte Verbrechen hat Hochkonjunktur. Doch der Mordfall, der jetzt die Stadt erschüttert, übertrifft alles bislang Dagewesene: Ein Toter wird bizarr zugerichtet und von einer Eisschicht bedeckt aufgefunden. Kurz darauf taucht ein Bekennerschreiben auf. Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter ermitteln – und das ist nicht das einzige Rätsel, das sie zu lösen haben, denn noch haben sie Xaver Koch nicht aufgespürt, den Mann, der Emmerichs Lebensgefährtin entführt hat und der sich als gefährlicher Gegner entpuppt …“. Menschen überleben kaum mit Nahrungs-Einheits-Milch, zubereitet (vor allem für Kinder) in der WÖK (Wiener Öffentlichen Küche, S. 133ff.), eingerichtet von den Alliierten Siegern. Schon 1920 deutet sich an, was später real wird, ausgehend vom Deutschen Reich: Antisemitismus hilft, das eigene Schicksal auf anderen Schultern abzuladen… Die Rolle „der Frauen“ hat sich wider rückwärts gewandt (siehe etwa eine Redakteurin, S. 188f. z.B.), nachdem „die Männer“ aus dem Krieg zurück gekehrt sind, die überlebenden halt: Viele Kriegs-Schicksale sind verwoben, dies ist der eigentlich für tot erklärte Ehemann von Luise, der sein Recht einfordert, Kinder inklusive. Und auch der Kommissar hat mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen, heutzutage wohl PTBS genannt, ehemalige Heroin-Abhängigkeit noch wirkend. Spannend gewoben, mit mehrfach sich andeutenden Schein-Tätern – und einem durchaus überraschenden Ende. Sehr zu empfehlen! Ein wenig Interesse an Historie sollte dabei sein, wie ausführlich dargestellt im Nachwort (S. 392ff.). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter