Der Abstinent
Autor | Ian McGuire |
Verlag | dtv |
ISBN | 978-3-423-28272-7 |
»Ein literarischer Noir, dicht und spannend.« Richard Ford) Dem kann ich nur zustimmen: Eine Auf und Ab für den zwangsversetzten Iren im fremden Manchester…333 Seiten Spannung, Mitleiden und Aufächzen zu den Schicksalen der an der Geschichte beteiligten Personen! Leser vermeide, ein happy-ending zu erwarten …
Alkohol I like
… „übersetzte“ mein damaliger Finnisch-Lektor an der LMU München in den 1970-er Jahren scherzhaft die finnische Bezeichnung „alkoholiliike“ für lizenzierte Läden, die Alkohol verkaufen durften (heute „viinakauppa“). Und sorry, gesoffen wird hier viel – was auch den Titel erklärt: Die Hauptperson ist clean, abstinent also, jedenfalls in der ersten Zeit der erzählten Geschichte. Da „Abstinenzler“ allerdings eine Ideologie bezeichnet, hat man sich für die deutsche Ausgabe wohl entschieden, ein schein-englische Bezeichnung zu wählen (Original-Titel „The Abstainer“. (Der DUDEN führt tatsächlich „Abstinent“ als Substantiv auf…) Dies ist die Geschichte: „Manchester, 1867. Im Morgengrauen hängen die Rebellen. Die englische Polizei wirft ihnen vor, die ›Fenians‹, irische Unabhängigkeitskämpfer, zu unterstützen. Eine gefährliche Machtgeste seines Vorgesetzten, findet Constable James O’Connor, der gerade aus Dublin nach Manchester versetzt wurde. Einst hieß es, er sei der klügste Mann der Stadt gewesen. Das war, bevor er seine Frau verlor, bevor er sich dem Whiskey hingab. Mittlerweile rührt er keinen Tropfen mehr an. Doch jetzt sinnen die ›Fenians‹ nach Rache. Der Kriegsveteran Stephen Doyle, amerikanischer Ire und vom Kämpfen besessen, heftet sich an O’Connors Fersen. Ein Kampf beginnt, der O’Connor tief hineinzieht in einen Strudel aus Verrat, Schuld und Gewalt.“ Ein starker Einblick ins gesellschaftliche Geschehen in Irland Mitte des 19. Jahrhunderts, das bis heute wirkt… A bissal traurig finde ich, dass in belletristischer Literatur diese editorische Notiz für erforderlich gehalten wird: „Auf Seite 313 beleidigt Stephen Doyle einen Schwarz rassistisch“ – übrigens erkennbar sehr bewusst provozierend, um … das lese Leser jedoch selbst! Doch geht es zentral um das Schicksal von O´Connor, quasi zerrieben zwischen seinen irischen Landsleuten und den (be)herrschenden Engländern, gezeichnet von Verlusten und verzweifelt seinen Platz suchend… N.B. Parallel zur Lektüre gab´s eine Wiederholung der Columbo-TV-Serie, in der es um genau dieses Thema geht: Irischer Widerstand besorgt Waffen in den USA – ein Doyle spielt auch dort eine Rolle (Waffen des Bösen, 1978) …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de