Das trägt doch kein Schwein …
Autor | Sandra Danicke |
Verlag | belser |
ISBN | 978-3-763-02632-6 |
Eine gelungene Line-extension nennen Marketer das bei anderer Gelegenheit: Die Autorin legt nun bereits den vierten Titel in der „… kein Schwein“-Reihe bei belser vor – offenbar ist diese Form, Kunst-Themen in handlichen Bändchen gut verständlich aufzuarbeiten, beim Publikum gut angekommen! In diesem neuen Band geht es um „Kleider in der Kunst“. Die Umschlag-Frage „Alle Stoff?“ beantwortet die renommierte Expertin so: „Nein! Ob Feinstrumpfhosen, ausgelatschte Schuhe oder ein skurriles Hochzeitskleid – Kleider machen Kunst!“ respektive machen Künstler aus Kleidung Kunst. Darunter eher bekannte wie Meret Oppenheim oder Christo [&] Jeanne-Claude – hmm, wahrscheinlich deutlich mehr, doch mir sagen die Namen eher weniger. Und das finde ich besonders gut, über ein Thema (hier: Kleidung) an Kunst [&] Künstler „heran geführt“ zu werden, die neu für mich sind. Manches gefällt mir mehr, manches weniger: Kunst ist ja sehr Geschmackssache, wie wir wissen. Jedenfalls für jene, die sie diesseits von Investition in potenzielle (oder sich schon abzeichnende) Rendite-Objekte sehen und empfinden, oder? Eingeleitet wird der Band übrigens mit dem Vorwort „Kleider machen Kunst“ (schön angelehnt an „Kleider machen Leute“) mit einer weiteren „guten Bekannten“, nämlich: Yoko Ono, mit einer Performance aus dem Jahre 1964: Cut Piece. „Sie trug ihr bestes Kleid, obwohl sie wusste, dass es dabei zerstört werden würde.“ (Sorry, wenn mir dabei „Weiberfastnacht“ einfällt, jährlich wieder kehrende Performance, u.a. mit: Krawatten abschneiden …). „Als Yoko Ono 1964 in Kyoto auf einer Bühne saß, zerschnitt das Publikum ihre Kleidung mit einer Schere … Kleidung ist eben mehr als nur ein Stück Stoff. Kleidung dient nicht nur dem Schutz, sie bringt die Individualität ihres Trägers zum Ausdruck … Kleidung ist etwas, mit dem zwangsläufig jeder etwas verbindet. Darum hat sie in den Kunstwerken oft eine ganz unmittelbare Wirkung … In zahlreichen Werken hat der Schweizer Künstler Christian Boltanski [Anm.: S. 26ff. im Band dargestellt] mit ausrangierten Kleidern gearbeitet, hat sie zu Hügeln angehäuft oder auf dem Boden verteilt. Fast augenblicklich stellen wir uns vor, was mit den Besitzern geschehen, was ihnen womöglich zugestoßen ist … So kann selbst eine olle, billige Nylonstrumpfhose zum Auslöser bewegender Gedanken werden.“ (S. 4f.) Leser lasse sich ein auf eine interessante Tour, übrigens variierenden textlichen Layous/Designs, was das Büchlein selbst wieder zu einer Art „Kunst im Buch“ werden lässt, dennoch Kunstbuch bleibend. HPR