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Das Tor

Autor Basma Abdel Aziz
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-32046-8

„Die erste große Dystopie einer arabischen Autorin“ fußt sicher auf der jüngeren Geschichte ihres Heimatlandes Ägypten – und auf dortige letztlich vergebliche Versuche, im Zuge des „arabischen Frühlings“ demokratisch(er)e Entwicklungen anzustoßen.

Lang, lang…
… ist´s hin, zum allumfassenden Tor, in einer ständig wachsenden Schlange: „Ein nicht näher benanntes Land im Nahen Osten: Seit der Niederschlagung der Revolution brauchen die Bürger für jede noch so kleine Kleinigkeit in ihrem Leben – sei es die Überweisung zum Arzt oder die Erlaubnis, Brot zu kaufen – die Genehmigung des Staates. Um die zu erhalten, müssen sie sich vor einem riesigen Tor anstellen, das angeblich jeden Tag nur einer gewissen Anzahl an Anträgen stattgibt. In Wirklichkeit aber öffnet sich das Tor niemals, und die Schlange der Menschen, die in der glühenden Hitze warten, wird länger und länger, ihre Verzweiflung immer größer. Und doch will keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, dass das Tor eines Tages aufgehen wird …“. Ineinander verwoben sind die Schicksale einiger näher betrachteter Personen, deren Erleben wechselweise erzählt wird, zentral: Yahya, der nach einem Beschuss eine Kugel im Bauch hat, die eigentlich dringend operativ entfernt werden müsste. Was der Arzt Tarik gerne machen würde – doch da lt. Tor eine Schießerei gar nicht stattgefunden hatte… Kollegen, Freunde und rundum in der Schlange stehende Personen tauschen Nachrichten aus und versuchen, dem Verletzten zu helfen. Kleine Ereignisse, sich das Leben in der Schlange zu erleichtern (Bewirtung, Platzhalter, Suche nach anderen…), wechseln sich mit Verlautbarungen des Tors ab. Medien werden gleich geschaltet (Mobilfunk, Zeitung), mehr und mehr Erlasse und Verfügungen schränken die Chancen ein. Der Einfluss der Religion wächst… Wenig erbauliche Aussichten?! 1984, Schöne neue Welt et al. kommen einem in den Sinn: Wie Wortwahl und Umschreiben von Ereignissen auch von einem Tag zum anderen wirken können, wird dem Leser nur allzu deutlich: Trump, Putin, Erdogan & Co. lassen grüßen. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter